Ovid in den Metamorphosen
Nur ein einziger Vogel besamt und erneuert sich selber,
Die Assyrer nennen ihn Phönix, nicht Früchte noch Kräuter
Nähren ihn, sondern der Saft von Amonum und Tränen des Weihrauchs.
Wenn nun dieser sein Leben auf fünf Jahrhunderte brachte,
Baut er auf Eichengeäst oder Gipfeln schwankender Palmen
Sich ein Nest mit den Krallen und rein erhaltenem Schnabel.
Wenn er dann Cassia sich und die Ähren geschmeidiger Narden
Untergestreut und zerstoßenen Zimt mit gelblichen Myrren,
Setzt er sich oben darauf und endet in Düften sein Leben.
Dann, so berichtet die Sage, entsteht aus dem Leib des Vaters
Wieder ein kleiner Phönix, um gleichviel Jahre zu leben.
Adamus Lonicerus im "Kreuterbuch", 1679:
"... Ist ein fremder Vogel in Arabia/ gegen Anfang der Sonne gelegen. Dieser Vogel lebt fünffhundert Jahr/ oder länger/ wie etliche von ihm schreiben. Und wenn er dann siehet/ daß er alt worden ist/ sammelt er viel wolriechende Specereykräuter/ und macht einen hauffen/ fleugt hoch über sich zu der Sonnen Glanz/ und macht ihm mit dem Wind seiner Flügel ein Feur/ und verbrennet sich darinnen selbst und stehet wiederum von den Aschen lebendig auf/ wird erstlich ein Wurm und bekommt am dritten Tag Federn ..."
Solinus über das Aussehen des Vogel Phönix:
"Bey den Arabischen wird der Vogel Phönix beschrieben in der Grösse eines Adlers/ mit einem schweren harten Kopff/ wie ein Pfau/ und aufgereckten Federn/ einen harten Schnabel/ am Hals Güldenfarb/ am Hinterteil Purpurfarb/ und am Schwanze der mit Rosenfarbe Federn geteilt wird/ scheinet es Wasserfarben."
Konrad von Megenburg im "Buch der Natur":
"... Der Phönix ist ein Vogel aus dem Land Arabien ... er lebt dreihundert und vierzig Jahre ... hat die Größe eines Adlers ... trägt auf dem Kopf eine Krone (wie ein Pfau) und hat einen faltigen Schlund ... Am Hals ist er goldig, am Hinterleib purpurroth gefärbt. Sein Schwanz ist wachsgelb mit untermischten, wunderbar schillernden rosenrothen Federn. Wenn ihn das Alter drückt, sucht der Phönix im Osten den schönsten Baum auf den höchsten Bergen in der Nähe einer sehr anmutigen Quelle, und baut auf dem Baum sein Nest von Weihrauch, Myrrhe, Zimt und anderen kostbaren Gewürzen und Kräutern. Wenn dann die Sonne ihre Hitze auf das Nest ausstrahlen lässt, so fächelt der Phönix mit seinen Fittichen so lange, bis die angehäuften Kostbarkeiten in Brand geraten. Dann legt er sich in das Feuer und verbrennt. Nach einigen Tagen entsteht aus der Asche ein kleiner Wurm, der Flügel bekommt. Daraus wird ein vollkommener Phönix ..."
Konrad von Megenburg erzählt weiter eine Geschichte von Isidorus:
"Es sei vordem ein Phönix in die egyptische Stadt Heliopolis geflogen, im Monat Adar, das ist im April, dem nächsten Monat vor dem Mai. Auf seinen Flügeln trug er allerlei edle Kräuter und Gewürze und liess sich auf einen Holzstoss nieder, den die Priester zu einem Opfer gesammelt und angezündet hatten. Da verbrannte er sich zwischen den kostbaren Specereien, die er auf den Flügeln mitgebracht hatte. Am Tage nachher kam der Priester zum Altar und fand das Holz verbrannt. Als er die Asche besah, fand er darin einen kleinen Wurm, der einen höchst angenehmen Geruch verbreitete. Tags darauf war das Würmchen zu einem Vogel geworden und am dritten Tag zu einem Phönix ausgebildet, der davon flog."
|