Henochischer Schamanismus - Eine Einführung
"Henochischer Schamanismus" - absolut unmöglich auf den ersten Blick. Jeder halbwegs gebildete akademische Magier, der was auf sich hält und seinen Crowley und Dee durchgearbeitet hat, wird sofort sagen, daß es schlicht und einfach unmöglich, wenn nicht gar leichtsinnig ist, John Dees hochintellektuelles System wild barbarisch in der Natur (womöglich sogar ohne Robe!) auszuführen. O.K. - ich übertreibe hier ein wenig, aber das henochische System verträgt es durchaus, in der Natur gelebt und gezaubert zu werden. Wie das funktionieren soll, darum geht es in diesem Artikel. Ich beginne lieber von vorne, Schritt für Schritt, damit alles nachvollzogen werden kann.
Ein Grund, warum henochisch trotz seiner Effektivität kaum zum Allgemeinwissen zählt, wird wohl in seiner Komplexität liegen, und in der Art und Weise, wie es von Autoren wie Crowley und Eschner behandelt wird. Paradigmatische Verfärbungen ins thelemitische sind natürlich zwangsläufig vorhanden. Crowley und Eschner legen nicht allzuviel Wert auf Verständlichkeit. Ihr Publikum war und ist entsprechend vorgebildet und macht es ihnen leicht. Im deutschsprachigen Raum gibt es noch eine praktischere Ausgabe zum Thema henochische Magie: Frank Daniel Schultens "Praktisches Arbeitsbuch der henochischen Magie", ist in der Edition Magus erschienen, aber leider kaum mehr lieferbar und steckt voller beinahe unverzeihlicher Fehler (die wohl eher vom Verleger als vom Autoren zu verantworten sind), aber vermittelt wenigstens sehr gute Tips, praktisch mit henochischer Magie umzugehen. Englisch gibt es im Internet einige sehr gute Ressourcen zum Thema, die auch die Bandbreite der magischen Wege aufzeigen, henochische Magie anzuwenden. Ein Brückenkopf ist das Coffee House at Mortlake on the Thames. Um also henochische Magie zu praktizieren muß man sich ganz gehörig reinhängen und sehr viel paradigmatischen Ballast mitnehmen.
Betrachte ich das System der henochischen Magie in seiner Entstehung und seiner ursprünglichen Fassung, so ist es eigentlich sehr schamanisch entstanden. Dee bekam die Informationen von Engeln und die Sprache, in der die Rufe verfaßt sind - das sogenannte "Henochische", ist de facto eine Geistersprache mit Grammatik und allen Merkmalen einer tatsächlichen Sprache. Bleibt die Frage, ob möglicherweise die Geheimsprache der nepalesischen Schamanen unter Umständen verwandt ist mit dem Henochischen (dazu: "Die Schamanen im Blinden Land" von Michael Oppitz anschauen, ein guter Film über diese Schamanen). Das System entstammt also der Geisterwelt. Obwohl Dee und Kelly natürlich christlichen Glaubens waren, bekamen sie ein System vermittelt, das nichts mit dem bekannten Glauben zu tun hatte (Die kontaktierten Engel meinten, sie würden deshalb mit Begriffen wie "Engeln", "König", "Wachttürmen" usw. usf. herumhantieren, da Dee und Kelly anderes nicht verstanden hätten. Es ist überhaupt charakteristisch, daß Geister die Sprache und die Begriffe verwenden, die dem Fragenden verständlich sind. Siehe dazu Allen Kardecs Untersuchungen zum Thema des Spiritismus).
Das henochische System besitzt zwei hier in diesem Kontext wichtige Komponenten. Die eine Komponente beschäftigt sich mit der Elementarmagie, dem beschwören, invozieren und manipulieren diverser Elementale und der Elementarkräfte Feuer, Erde, Wasser, Luft und Geist. Jedes Element wird in einer Elementartafel dargestellt, auf der alle henochischen Kräfte des Elementes systematisch dargestellt werden (platt ausgedrückt ist eine Elementartafel ein Buchstabenquadrat). Es gibt also fünf Tafeln. Die ersten 18 Schlüssel in henochischer Sprache sind die Beschwörungsformeln für die auf den Tafeln zu findenden diversen Elementarwesen und Kräfte. Die andere Komponente ist ein unglaublich wirksames und ausgefeiltes Einweihungssystem in die 30 Æthyre. Der letzte Schlüssel und die dreißig Æthyre mit ihren Regenten sind das vorhandene Material dazu. Genau genommen existieren also 48 henochische Schlüssel (für jeden der 30 Æthyre wird ein Ruf gezählt).
Einige Hinweise, bevor ich zur Praxis übergehe. Zur Ausübung des henochischen Schamanismus sollte sowohl im Schamanismus als auch in der Magie ein sehr hoher Standard beim Ausübenden vorhanden sein. Die Aussprache der henochischen Namen und Worte richtet sich (bei mir) nach dem geschriebenen Text - das Henochische ist eine Annäherung an eine Sprache, die nicht mit unseren Sprachwerkzeugen gesprochen wird, sondern in der Welt der Geister, ohne physischen Körper, beheimatet ist. Es gibt verschiedene Ansätze, diese Sprache auszusprechen. Sie funktionieren alle, was wiederum den eigentlich schamanischen Charakter des System unterstreicht. Das einzige, woran man als henochischer Schamane mit Sicherheit nicht vorbeikommt, ist das Lernen der einzelnen henochischen Schlüssel, am besten in der Originalsprache. Es ist sehr kraftvoll, wenn man einen langen henochischen Schlüssel fließend henochisch spricht und vibriert. Die Verankerung in der eigenen Aura durch das Auswendiglernen ist ebenfalls nicht zu unterschätzen, hinsichtlich der Wirksamkeit. Wenn man überlegt, daß es Schamanen gibt, die den gesamten Mythenschatz ihres Stammes auswendig kennen, nimmt es sich richtig mickrig aus, 19 Schlüssel auswendig zu lernen, wovon manche gerade mal vier Zeilen lang sind. Das dauert zwar seine Zeit, ist die investierte Zeit aber wert. Das Ablesen eines Schlüssels nimmt der Spontaneität und der magischen Kraft einiges aus den Segeln.
Über die 30 Æthyre
Als ich den Text erstmalig verfasste, wußte ich noch nichts über Monroes Fokuszustände. Ich hielt damals die henochischen Æthyre für eine Parallele zu den tibetischen Bardozuständen, die im tibetischen Totenbuch beschrieben werden. Heute bin ich etwas klüger geworden und kann diese Ansicht korrigieren. Die Æthyre haben einiges mit den höheren Fokuszuständen Monroes zu tun und fast gar nichts mit den Bardozuständen aus dem Totenbuch, die nur einen kleinen Bereich in den Fokuszuständen ausmachen. Abgesehen von dieser Entdeckung wurde mir mal wieder klar gezeigt, daß es im Westen genauso wertvolle Einweihungssysteme gibt, wie auch anderswo.
Durch die schamanische Reise und die Anwendung des 19. Schlüssels lassen sich die Æthyre nach und nach erschließen. Die 30 Æthyre können nur in aufsteigender Reihenfolge bereist werden. Das erklärt, weshalb einige Autoren wie Schueler oder James eine konzentrische Darstellung der Æthyre beschreiben, wobei der innerste, der 30. Æthyr, der irdischen Sphäre am nächsten ist. Schueler ging soweit, die Erde als Planet den 30 Æthyren ins Zentrum zu setzen, was eine sphärische (d.h. dreidimensionale, zwiebelartige) Anordnung der Æthyre impliziert. Die Natur der henochischen Welten, die bereist werden können, unterscheidet sich von den bekannten schamanischen eigentlich nur in der Art des Erreichens. Auffallend ist, daß die Æthyre sehr intensive Erfahrungen vermitteln und längst nicht so berechenbar sind, wie die normale schamanische Unterwelt oder die Elementarebenen.
Im henochischen Schamanismus gibt es hunderte von verschiedenen Elementarebenen und dreißig "Himmel" - die Æthyre. Ich stelle mir (als Beispiel einer alternativen Darstellung) einen gigantischen Weltenbaum vor, an dessen Stamm ich die Æthyre erreichen kann und der in der Unterwelt verankert ist. Die Elementarebenen sind überall gleichzeitig in diesem Bild - quasi als Folien übereinandergelegt bilden sie das wahrnehmbare Universum ab. Dieser Einfluß wird bei den Æthyren durch die verschiedenen Regenten deutlich, die aus den Elementartafeln abgeleitet werden. Um einen Æthyr zu bereisen, vibriere ich den 19. Schlüssel und füge den Namen des Æthyrs ein. Die Vibration muß fehlerfrei und fließend sein. Sie findet im schamanischen Bewußtseinszustand statt, in der Geisterwelt, wobei die Vibration auch in der alltäglichen Realität durchgeführt wird, um den Faden nicht zu verlieren und um die Effizienz zu steigern. Ich arbeite bei der Erforschung der Æthyre mit einem Diktiergerät, das alle meine Äußerungen aufzeichnet, die ich während einer Exploration eines Æthyrs mache. Die Auswertung meiner Erinnerungen und des Tonbandes ermöglichen eine genaue Darstellung der gemachten Erfahrung. Empfehlenswert ist es, erst dann z.B. Crowley zu Rate zu ziehen, wenn man den Æthyr abgeschlossen hat, und man weiterschreiten will. Dabei wird schnell klar, das die Erfahrungen der Æthyre sich nach dem Symbolsystem orientieren, welches der Bereisende verinnerlicht hat, auch wenn die Erfahrung an sich immer dieselbe sein wird (nur eben gekleidet in der Symbolsprache des Reisenden). Die Bearbeitung der Æthyre kann eine Lebensaufgabe sein, und viele Jahre dauern.
Über die Elementararbeiten
Beim henochischen Geisterrufen verzichte ich auf Pentagramm und ähnliches und benutze die Namen und deren Übersetzung, die ich erstmals bei Gerald Schueler gefunden habe. Schueler gilt als umstritten, was seine praktischen Ausführungen zum Henochischen betrifft. Die Elementarkönige kann man sich wunderbar als elementare Urgewalten imaginieren. Einige Divinationshinweise zitiere ich sinngemäß nach Schulten: Um mit dem Element Wasser zu divinieren, setzen Sie sich einem Gewässer gegenüber (fließend oder stehend) und vibrieren dabei MPHARSLGAIOL (Der der erste wahre Schöpfer ist: der Gehörnte). Auf irgendeine Weise wird dieser Geist Ihnen eine Antwort zukommen lassen. Mit dem Feuer kann man genauso verfahren. OIPTEAAPDOKE (Der, dessen Name unverändert blieb). In den Flammen oder als Vision wird die Antwort erscheinen. Beim Luftelement betrachten Sie die Wolken und vibrieren: OROIBAHAOZPI (Der laut am Orte der Vergessenheit schreit). Bei der Geomantie sollte man sich ein Set aus Materialien zusammenstellen, die die einzelnen henochischen Zeichen repräsentieren. Verfahren wird wie mit den Runen, was Werfen oder Deutung anbelangt. Beim Werfen wird MORDIALHKTGA (Der er ohnegleichen die Schändlichkeit verbrennt) vibriert.
Selbstverständlich ist alles erlaubt in der (niederen) henochischen Magie, was auch sonst üblich ist: Puppenmagie, Heilungsmagie, Persönlichkeitsentwicklung, Verzauberungen etc. Um beispielsweise eine Schwitzhütte zu weihen, könnte man ein Wesen aus der Feuertafel, Quadrant Wasser, Unterelement Luft auswählen, aber auch eines aus der Wassertafel, Unterquadrant Feuer und Unterelement Luft, je nach Bedeutungsschwerpunkt der einzelnen Schwitzhütte. Es empfiehlt sich, nach und nach natürlich auch die Elementarwaffen zu besorgen. Doch mit dem herkömmlichen Schwert und Scheibe Schnickschnack der alten Staubzauberei komme ich mir im Wald recht lächerlich vor. Die Waffen sollten das Element repräsentieren und aus der Natur stammen. Die beste Repräsentation des Feuers ist das Feuer (oder aber ein Meteorit, der schließlich vom Himmel gefallenes Feuer ist, oder?). Für Luft kann eine Feder herhalten, für Erde Knochen, Baumrinde oder ähnliches und für Wasser Muscheln, ein Trinkhorn oder eine Schale mit Wasser.
Pro Elementartafel gibt es 156 verschiedene Buchstabenquadrate außer für das Element Geist, für das es die Tafel der Vereinigung gibt, die aus 20 Quadraten besteht. Natürlich kann durch jedes dieser 156 Quadrate eine andere Unterebene des jeweiligen Elementes bereist und kontaktiert werden. Durch empirisches Erkunden der verschiedenen Bereiche entwickelte man Anfang des 20. Jahrhunderts im Golden Dawn ein System, mit dem man die Gestalt der Elementarwesen bestimmen kann, denen man in einem beliebigen Quadrat begegnen kann. Diese Wesen sind meistens Mischwesen und wurden von den ägyptisch angehauchten Theoretikern dann "Sphinxen" genannt. Selbst wenn man mit diesem System nicht vertraut ist, begegnet man diesen Mischwesen trotzdem - es kann also als Verifikation herangezogen werden, ob die entsprechende Elementarebene erreicht worden ist, oder nicht, solange man sich im Paradigma des Golden Dawn oder von Thelema bewegt. Meiner Erfahrung nach ist es sogar besser, sich zuerst einmal keine Gedanken zu machen, und die Gestalt der Elementarwesen durch eigene Erfahrung zu erleben. In keinem Text des Golden Dawn können alle Variationen aufgeführt sein, die möglich sind. Warum nicht futuristische, bizarre Gestalten wahrnehmen? Wenn der jeweilige Charakter des Quadrates repräsentiert wird, ist die Gestalt zweitrangig.
Um neue Rituale zu entdecken benutze ich innerhalb des Schamanismus folgenden Ansatz: Die Gruppe wird auf eine schamanische Reise zu einem bestimmten Wesen geschickt, um mit diesem Kontakt aufzunehmen - beispielsweise um zu erfahren, wie ein Heilungsritus durchzuführen ist. Jeder Teilnehmer berichtet nach der Sitzung über seine Erfahrungen, und aus den so gesammelten Material kann ein Ritual entwickelt werden, das von der gesamten Gruppe gleichermaßen mit Bedeutung erfüllt ist und dem Zweck entspricht. Solche Rituale sind natürlich um ein vielfaches wirkungsvoller als genau festgelegte Handlungsabläufe, die man erst studieren muß, und zu denen es sehr schwierig ist, einen richtigen energetischen Kanal herzustellen.
Im Zusammenhang mit dem Schamanismus darf natürlich das Totem, bzw. die Krafttiere, nicht vernachläßigt werden. Es ist absolut wichtig, sich der Kräfte seines Totems absolut sicher zu sein, bevor man es in der henochischen Spielart des Schamanismus versucht. Das Totem entspricht in der traditionellen Magie des Abramelin in etwa dem heiligen Schutzengel. Während die Krafttiere nur zeitweilige Begleiter darstellen, und als Absicherung weniger tauglich sind.
Die einzelnen Elemente können auch durch einen spezielle Trommelrhythmus und Gesang dargestellt und repräsentiert werden: Wasser besitzt einen einfachen, Herzschlagähnlichen Doppelrhythmus und könnte mit der normalen Stimme gesungen werden. Erde besitzt einen langsamen, schweren Rhythmus und könnte mit Kargyraa (einer sibirischen Gesangstechnik, die auch von den tantrischen Chören der Tibeter beherscht wird) gesungen werden. Luft besitzt entweder einen Rassellaut oder einen schnellen Rhythmus, wobei Sygyt (das sog. "Pfeiffen", wieder eine Kehlgesangstechnik aus Sibirien) gesungen werden könnte. Feuer ist laut und trocken. Wilde Laute, unkontrollierte Stimmausbrüche repräsentieren es stimmlich.
Ein ganz eigenes Gebiet der henochischen Magie, das bis jetzt noch überhaupt keine Beachtung gefunden hat, ist die Arbeit mit dem Protohenochischen. Dee und Kelly bekamen im Laufe ihrer Arbeit zwei gigantische Buchstabenquadrate übermittelt, mit je 49 mal 49 Quadraten. Jede Kolumne beinhaltet einen kompletten Text in Protohenochisch. Es gibt beinahe keine Übersetzung dieser 98 Formeln und überhaupt keine Auskunft über deren Wirksamkeit. Statistische Auswertungen ergaben, daß diese Formeln im Lautcharakter den klassischen alten Zaubersprüchen entsprechen, die es in den Goetien gibt. Es handelt sich also um Zaubersprüche mit unbekannter Wirkung. Diese zu erforschen ist eine hochinteressante Beschäftigung, aber auch sehr gefährlich, da ja wie gesagt nichts dazu bekannt ist.
Eine Anregung zur Präparation eines Platzes in der Natur: Es geht um Plattformmagie. Ursprünglich - so meint jedenfalls Bernard King, hätten die Germanen nicht im Kreis gestanden, um ihre Runenzauber zu tätigen, sondern hätten sich Quadrate oder Plattformen über der Erde dazu gebaut (Holzkonstruktionen). Das regte mich dazu an, anstelle des Kreises einfach ein Quadrat zu verwenden. Dazu verwende ich in der Natur, soweit vorhanden, totes Holz (Äste, die herumliegen).
Über die Manipulation der Elemente in der Natur
Ein sehr interessantes, weil unmittelbar erfahrbares und spürbares, Gebiet des henochischen Schamanismus ist die Manipulation der Naturkräfte. Kurz gesagt, der Schamanenhexer verschmilzt mit der aktuellen Wetterlage und führt dann eine Korrektur des Vorgefundenem durch, um sein Ziel zu erreichen. Dazu zur Illustration ein Beispiel: Seit Tagen herrscht eine Gluthitze, keine Wolke ist am Himmel, ein abkühlender Regenschauer ist seit Tagen überfällig. Der Hexer vibriert einige Zeitlang MPH ARSL GAIOL (Übersetzung: Der er der erste wahre Schöpfer ist - der Gehörnte. Der große Name der Wassertafel), um eine adäquate Verbindung mit dem Element Wasser zu erhalten. Dann nimmt der Hexerschamane die Gestalt des Wassers in der Natur an - Seewasser, Grundwasser oder einfach nur Wasserdampf. Er läßt sich langsam von der Sonne verdunsten und als Dampf in die Luft steigen. Oben angekommen läßt er sich zu Wolken verdichten und schließlich abregnen. Wichtig ist bei dieser Methode, möglichst intensiv mit dem Element zu verschmelzen, aber dabei nicht die Kontrolle zu verlieren oder den Zweck zu vergessen. Die Verschmelzung selbst sollte ohne Hast und Erfolgsdruck durchgeführt werden - wenn man mit sich selbst unzufrieden ist oder an andere Dinge denkt, klappt kaum ein magisches Werk. Spares "Neither - Neither" kommt hier zur vollen Geltung.
Natürlich klappt das Verwandeln auch mit allen anderen Wasserarten in der Natur. Als Faustregel kann man bei der Veränderung des aktuellen Geschehens sagen, das eigentlich nur die Intention des Geschehens abgewandelt werden muß. Das impliziert natürlich, daß alles belebt ist, denn nur ein lebendes Phänomen kann auch eine Intention besitzen. Wer mit dem Konzept des Gestaltverwandelns seine Schwierigkeit hat, der denke nur an den Tiertanz oder die Invokation der Chaos Messe B. Es ist alles viel einfacher, als es den Anschein hat. Es schadet natürlich nicht, ein kleines Ritual um die Verwandlung oder Verschmelzung herum anzuordnen. Doch dazu später mehr.
Mit den anderen Elementen Luft, Feuer und Erde kann analog verfahren werden. Beim Verschmelzen mit dem Element Feuer vibriere ich vorher OIP TEAA PDOKE (Der, dessen Name unverändert blieb). Feuer reagiert sehr feinfühlig auf die Gedanken Schamanen, überhaupt kann man das am besten am offenen Feuer, draußen in der Natur beobachten. Das Verschmelzen mit Feuer ist (bei mir) sehr intensiv und macht viel Spaß (Vorsicht, daß man nicht vor lauter Freude ins Feuer springt - eine nicht zu unterschätzende Nebenwirkung). Wenn ein Feuer nicht angehen will oder ein Brand ausbricht, kann man mit der Verschmelzung vielleicht eine Änderung des Verhaltens erreichen - je nachdem, wie geübt man ist.
Wetterveränderungen kann man natürlich auch über das Element Luft erreichen. Wind vertreibt Wolken oder bringt sie her. Tornados, Zyklone und Gewitter sind typische extreme Äußerungen des Elementes Luft (obwohl der Niederschlag natürlich dem Element Wasser nähersteht). Vibriert wird ORO IBAH AOZPI (Der er laut am Orte der Vergessenheit schreit) um mit dem Element Verbindung aufzunehmen. Um Naturkräfte wie Gewitter oder Stürme besser zu verstehen, stelle man sich am besten ein kleines Kind vor, das mit Handgranaten spielt, einem Insekt langsam die Glieder ausreißt, um sich am zappeln zu freuen oder Ameisen grillt, weil sie so schön aufplatzen. Gewissensbisse oder Verantwortungsgefühl sind den Elementen genauso fremd wie uns das Eierlegen. Gewitter lieben es, sich so richtig auszutoben (deshalb sind sie ja da). Da hat es wenig Sinn, sie vom Gegenteil überzeugen zu wollen - eine Anregung, wo es viel besser ist zum Blitzen, Donnern und Hageln bringt viel mehr ein, als ein plattes Vertreiben wollen oder bannen. Die Möglichkeiten innerhalb der Kriegsmagie kann man sich ja vorstellen ....
Um die Elemente zu vervollständigen fehlt jetzt nur noch das Erdelement. Zunächst erscheint eine Verschmelzung mit diesem Element eher uninteressant in unseren Breiten (in Bayern), aber genauer betrachtet bieten sich doch eine ganze Menge Dinge an: Erdbeben (Rheingraben), Erdrutsche & Höhleneinbrüche, Gletscher, Wälder etc. Die Tatsache, das Städte auch dem Erdelement zugeordnet werden können, gibt der Angelegenheit noch einen speziellen Kick. Ist man mit der Region verschmolzen ("Earthright"), kann man die lockeren oder verspannten Bereiche mit besonderer Aufmerksamkeit bedenken. Gerade in Krisengebieten oder emotionell angespannten Regionen häufen sich Naturkatastrophen! Weiter können Wasseradern, unterirdische Quellen, Verwerfungen, natürlich fließender Strom, Stromkabel usw. ersprürt und geortet werden. Alte Kultplätze und geomantisch starke Orte existieren überall und erleichtern diese Arbeit ungemein, wenn man mit den Wesenheiten dieser Orte gut umgehen kann.
Natürlich ist es möglich, die einzelnen Unterelemente der henochischen Tafeln speziell zu nutzen, um gezieltere Verschmelzungen durchzuführen. Angemerkt sei hierzu, daß manche Ecken miteinander verwandt sind, so beispielsweise Wasser der Luft und Luft des Wassers. Die natürlichere Form der ersten Ecke ist die Regenwolke und der Regen. Von der letzteren Form ist es eher die Gischt am Meer - oder aber der heftigste Platzregen, den man sich vorstellen kann. Um mit der jeweiligen Unterecke in Verbindung zu treten, vibriere ich zuerst den großen Namen, dann den Regenten und dann bereits den anrufenden oder bannenden Kalvarienkreuzelementar. Die Planetaren Namen lasse ich hier fort, oder nutze sie nur im speziellen Fall. Als Beispiel sei hier die Unterecke Erde der Feuertafel gezeigt: OIP TEAA PDOKE - EDLPRNAA - anrufend: VOLXDO, bannend: SIODA, je nachdem ob ich eindämmen oder verstärken will. Es folgen weitere Beispiele natürlicher Manifestationen der Unterecken:
Luft der Luft: Stürme, Wind. Nicht die Wolken eines Sturmes, sondern die Windentwicklung.
Wasser der Luft: Regenfälle, Wolken, Nebel. Wasserdampf.
Feuer der Luft: Blitze im konkreten. Elektrizität. Rauch eines Feuers.
Erde der Luft: Hagelschlag, Meteoritenschauer. Pro Tag rieseln mehrere Tonnen Staub vom Weltraum her auf die Erde herab.
Die Liste läßt sich für alle Ecken der henochischen Tafeln fortsetzen. In der allermeisten Fällen der Praxis reicht es jedoch völlig aus, die großen Namen zu vibrieren und vielleicht noch die Regenten. Wenn jedoch mehr henochische Energie genutzt werden soll, nutze ich die Unterecken aus. Dabei vibriere ich auch die entsprechenden henochischen Schlüssel. Als Beispiel dient ein Wetterzauber, der wie alle anderen Elementarmanipulationen in der freien Natur ausgeübt wird. Auch eine günstige Wetterlage soll helfen.
In dieser Arbeit kommt die Unterecke Wasser der Luft zum Einsatz. Zuerst zeichne der Schamane das Zeichen des ORO IBAH AOZPI mit einer Feder in die Luft und vibriert den Namen einige Male bis er ihn spüren kann. Danach dasselbe mit BATAIVAH. Normalerweise genügt es, diese beiden Namen zu vibrieren. Ist ein präziserer Influxus gewünscht, beginnt der Hexer nun den dritten und den siebten Schlüssel zu vibrieren und LILAKZA zu verkörpern. In der nächsten Phase verschmilzt der Schamane mit dem aktuellen Wetter. Er erspürt die aktuelle Intention des Wetters und beginnt dann damit, diese abzuwandeln, um die Tendenz in Richtung Gewitter zu lenken. Er läßt langsam Gewitterzellen heranwachsen, er sieht, wie Donnerwesen sich nach und nach einstellen, die Zellen auswachsen und zu richtigen Gewitterwolken werden. Dies alles impliziert eine Grundkenntnis der Entstehung und Entwicklung von Gewittern. Hat er diese Operation zu seiner Zufriedenheit durchgeführt, zieht er sich aus dem Wetter zurück und kehrt wieder ins Alltagsbewußtsein auf bewährtem Wege zurück. Er dankt den Elementarkräften, die er zur Unterstützung angerufen hat, versprüht etwas Whiskey, Wodka oder Wasser (die drei Ws) mit dem Mund oder einem Wedel, genehmigt sich selbst einen ordentlichen Schluck und beendet das Ritual. LILAKZA wird natürlich in allen Richtungen angerufen. Dies als grobes Layout einer Gewittermanipulation. Je weniger unnützes Brimborium in einem Elementarritual hängt, umso natürlicher die Umgebung ist, desto besser. Die innere Einstellung sollte dem "Nicht Verhaftetsein, nicht Desinteresse" möglichst nahe kommen.
An dieser Stelle sollte ich kurz auf ethische Aspekte der Elementararbeit eingehen. Moral und Ethik sind für diese magischen/schamanischen Arbeiten virtuelle Konstrukte, die es nach belieben zu wechseln oder auszuschalten gilt, wenn mit Elementaren umgegangen wird. Daß dies in der Realität nicht so einfach ist, ist bekannt. Elementarkräfte sind an sich neutral. Naturkräfte lassen sich nicht mit menschlichen Maßstäben beurteilen, wenn es um Ethik oder Verantwortungsgefühl geht, ganz einfach deshalb, weil sie keine Ethik oder Moral besitzen. Bei einer Gewitterverschmelzung wird einem sehr schnell bewußt, daß man mit dem Gewitter nicht diskutieren kann, ob es moralisch vertretbar ist, einen Blitz in ein Haus fahren zu lassen. Die Sachschäden oder Menschenleben, die ein Naturereignis kosten kann, können immens sein. Wer damit nicht klarkommt, und sich vor Gewissensbissen selbst auffrißt, soll die Finger von den Kräften der Natur lassen. Und all denen, die sich vor Liebe an Mutter Erde nicht mehr retten können, sage ich abschließend:
Wer die Natur zum Freund hat, braucht keinen Feind mehr.
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