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Die Kraft der Stimme

    Der Kraftgesang oder auch das Kraftlied ist ein sehr machtvolles Instrument zur Verwirklichung des magischen oder schamanischen Willens. Wege, den eigenen Kraftgesang zu finden, gibt es eine ganze Menge. Die, die ich selbst kenne und angewendet habe, führe ich hier im Detail auf. Die einfachste und schnellste Methode, einen Gesang zu bekommen, ist die schamanische Reise. Wer einen guten Kontakt mit den Geistern hat, dem wird vom Lehrer oder dem Krafttier dabei sicherlich geholfen. Anweisungen wie "Röhre wie ein Hirsch" oder "heule wie ein Wolf", "imitiere den Klang des Windes" als Antwort auf die entsprechende Nachfrage könnten durchaus auftreten. Vielleicht singt Ihnen jemand eine Melodie vor, welche Sie sich einprägen sollen. Möglicherweise heißt es aber nur lakonisch: "Sing wie du willst!" Meine Beobachtung ist, daß diese Lieder allesamt ihren Zweck erfüllen und taugliche Instrumente sind. Bei den Kraftgesängen ist es normal, anerzogenes Kunstverständnis zu überschreiten, um zu einer sehr individuellen Ausdrucksform zu gelangen. Fremdartig anmutende melodische Wendungen, oder beinahe unmenschliche (=tierhafte) Geräusche liegen innerhalb der Bandbreite, aber auch sehr schöne Melodien und Klangfolgen. Wenn Sie mit der Reisetechnik weniger vertraut sind, können Sie den folgenden Weg gehen: Singen Sie an einem ruhigen Nachmittag oder Abend einfach wild drauflos, ohne darüber nachzudenken, ob es Ihnen gefallen könnte oder nicht.

    Experimentieren Sie mit dem Kehlkopf und den Stimmbändern. Machen Sie dabei Laute, die eher unmenschlich und unangenehm klingen oder auch sind. Wichtig dabei ist es, sich nicht zu überanstrengen. Bei den ersten Anzeichen von Überbeanspruchung, sofort aufhören und es an diesem Tag gut sein lassen damit. Irgendwann werden Sie eine Lautfolge finden, die Ihnen zusagt, und die Ihrer Intuition und Wesen entsprechen. Die Virtualität ihres derzeitigen musikalischen Geschmackes können Sie sich sehr leicht verdeutlichen, falls Sie damit Schwierigkeiten haben: Hören Sie sich einmal koreanische Musik oder die Gesänge der Inuit an.

    Um dem Kraftgesang eine Möglichkeit zu geben, organisch zu werden, können auch Sigillen implantiert werden. Kraftlieder strahlen eine gewisse Natürlichkeit aus. Sie sind immer sehr persönlich und können im allgemeinen nicht kopiert werden - obwohl man es vielleicht nachsingen kann, um die innewohnende Kraft zu spüren. Innerhalb eines Kraftliedes können auch semantische Elemente, bis hin zu vollständigen Strophen in Reimform, auftauchen. Kraftgesänge verändern sich im Laufe der Zeit mit dem Sänger. Sie spiegeln gewissermaßen seinen Entwicklungsstand und seine Persönlichkeit wieder.

    Der Kraftgesang ist, wie schon erwähnt, ein vielseitiges Instrument. Zum einen ist es eine Art Fingerabdruck des Sängers. Im Kraftlied kann von Geistern und erfahrenen Schamanen abgelesen werden, wieviel Erfahrung und Macht der Sänger besitzt. Im Zwielicht ist es eine Art universeller Personalausweis. Kraftlieder können zum Rufen bestimmter Geister oder von Geistern im Allgemeinen gebraucht werden. Zur Übertragung von Energie - quasi als Trägerwelle - in Runenarbeiten oder ähnlichem, sowie zur Weihung von Gebieten oder Reinigung von Räumen, können sie ebenso eingesetzt werden. Wichtig bei der Anwendung ist immer die Intention des Schamanen. Die Intention wird durch den Kraftgesang in die Außen- und in die Geisterwelt gesungen und findet dort Realisation.

    Traditionelle Kraftlieder wurden und werden auch heute noch zur Tranceinduzierung eingesetzt. Ein schönes Beispiel ist uns aus der Ghost-Dance Bewegung um Wovoka überliefert. Solche Kraftlieder wurden stundenlang innerhalb des Ghost-Dance gesungen. Der Text und die Melodie sind einfach und wirken stark trancefördernd, wenn sie längere Zeit gesungen und wiederholt werden. Falls Sie bei der FSS einmal Seminare besucht haben sollten, wird Ihnen das Lied bekannt vorkommen.

I circle around -
I circle around
The boundaries of the earth,
The boundaries of the earth -
Wearing the long wing feathers as I fly
Wearing the long wing feathers as I fly

(Hartley Burr Alexander, Ph.D.: "The Mythology of all Races, Vol. X - North American", London, 1916 - Seite 152)

    Natürlich gilt die trancefördernde Wirkung erst recht für den eigenen Kraftgesang. Um selbst in Trance zu kommen, oder andere in Trance zu singen, eignen sich Kraftlieder bestens. Nebenbei bemerkt macht es unwahrscheinlich Spaß, einfach mal vor sich hin zu singen. Einen echten Vorteil gegenüber materiellen Werkzeugen können Sie nicht von der Hand weisen: Kraftgesänge haben Sie immer dabei. Sie können sie unmöglich Zuhause vergessen.

    Ein Schamane beherrscht normalerweise mehr als ein Kraftlied. Dabei sind einige sehr spezialisierte Formen darunter, die jeweils einen bestimmten Zweck zuzuordnen sind. Im Laufe der Jahre verändert sich der Sänger natürlich, und wird erfahrener. Die alten Kraftgesänge sind nach wie vor stark und haben möglicherweise irgendwelche speziellen Funktionen - sie sind besonders einlullend oder sie sind eher evokativ, vielleicht auch aggressiv. Das gilt natürlich für alle diese Kraftlieder. Ich selbst gehe mit meinen eigenen Gesängen eher hierarchisch um. Ich habe diverse Funktionslieder und den aktuellen Kraftgesang, dessen spezielle Technik ich nun anschneide. Es handelt sich bei mir dabei nämlich ausschließlich um Obertongesang.

Xoomej - der sibirische Obertongesang

    In Tuva und der Mongolei gibt es zwei Musikgruppen, die mittlerweile Weltruhm erreicht haben. "Hun Huur Tu" und "Egschiglen". Das Singen in Obertönen wurde erst mit diesen beiden Gruppen wirklich bekannt. Xoomej (zu deutsch: "Kehlgesang") hat in Tuva und der Mongolei eine lange Tradition und es gibt viele Volkslieder und Gesangsstile. In Europa entwickelte Stockhausen den vokalischen Obertongesang, der auf der Betonung der Fermanten der einzelnen Vokale aufbaut. Michael Vetter ist der bekannteste Vertreter dieses Stiles. Beide Stile, der sibirische und der europäische, haben ihre Eigenheiten und Charakteristika. Ich selbst beherrsche diverse sibirische Stile und befasse mich nur am Rande mit dem vokalischen Obertongesang.

    Über die Technik und die Einzelheiten der Realisation und Physik des Obertongesanges schreibe ich nicht. Einen technischen Hinweis gebe ich aber: Es heißt, um Obertongesang zu erlernen, soll man sich vor einen Wasserfall stellen und dem Rauschen des Wassers zuhören. In der Natur spielt sich alles in Obertönen ab. Jeder Vogel beherrscht die Obertonleiter, und wenn der Wind irgendwo pfeift, so tut er das in Obertönen. Es ist eine natürliche, überall zu hörende Tonfolge. Die Maultrommel als Musikinstrument ist das einfachste, leicht zu erwerbende Übungsmittel für die Zungenstellungen. Ein Monochord (oder ein Synthesizer) kann die Obertonleiter hörbar machen. Natürlich muß Obertongesang geübt werden, wie jedes andere Instrument auch. Ein Seminar zu besuchen ist der Anfangspunkt, von dem aus die Technik verfeinert und perfektioniert werden kann.

    Im Obertongesang schwebt eine zweite Stimme über der ersten, der Grundstimme. Wenn Sie sich das nicht vorstellen können, helfen Ihnen vielleicht ein, zwei Tonbeispiele aus einem Konzert, in dem ich gesungen habe. In den beiden Aufnahmen, die Sie sich hier anhören können, singe ich in unterschiedlichen Stilen des sibirischen Xoomej. Im ersten Beispiel singe ich im Sygyt-Stil, einem sehr melodischen, pfeifenden Stil. Das zweite Beispiel schloß an das erste unmittelbar an. Darin können Sie den sogenannten Kargyraa-Stil hören, die "Tiefe Stimme". Im Kargyraastil - wenn ich warmgesungen bin - können bei mir bis zu drei Stimmen gleichzeitig gehört werden.

     In der Mongolei heißt es, daß diese zweite Stimme die Stimme der Geister ist, mit der sie mit uns in Kontakt treten. Obertongesang ist eine hörbar gemachte Brücke zwischen der diesseitigen Welt und der Welt der Geister. Diejenigen unter Ihnen, die selbst aktiv Obertongesang betreiben, werden folgendes bestätigen können: Die Wahrnehmung wird entscheidend beeinflußt, während und nach dem Obertongesang. Physikalisch und physiologisch läßt sich dies einfach erklären. Die Sinusschwingung, die der Oberton darstellt, vibriert im ganzen Körper, den Knochen, dem Blut und dem Gehirn. Dadurch werden Transmittersubstanzen beeinflußt und freigesetzt - ähnlich wie beim Trommeln, nur viel stärker und intensiver. Dies verändert dann die Wahrnehmung und unser Bewußtsein - ein entheogener Effekt, ganz ohne Drogen. Synästhesien und regelrechte Halluzinationen können auftreten. Daher eine Warnung: Niemals nach dem Obertonsingen Tätigkeiten wie Autofahren oder ähnliches ausführen. Grüne Ampeln können in Wirklichkeit rot sein, oder neblige Abzweigungen gar nicht existieren. Lieber eine Weile warten und die Energien erden, indem Sie etwas essen oder einen Spaziergang machen.

    Die Umsetzung des Obertongesangs in schamanische Techniken ist natürlich mal wieder extrem individuell angefärbt. Eine meiner eigenen Umsetzunge davon können Sie sich hier anhören - es ist ein Ausschnitt aus einer schamanischen Sitzung, die ich durchführte. Es hängt von den Geistern und der eigenen Umgebung ab, wie der Obertongesang umgesetzt wird. Zur Heilung, zum Rufen der Geister, zur Interaktion im Zwielicht, als Medium der Intentionsübertragung, als Bannung oder Reinigung, als Aufladung oder Weihungsmittel, als musikalische Ausmalung und Kunstform. Vokalisches Obertonsingen ist in der zentraleuropäischen Magie Teil des Geheimwissens um die Kraft der Stimme und der Vibration gewesen (wohl zum Teil heute noch). Der Versuch, die Fermanten der Vokale in den diversen Gottesnamen der praktischen Kabbalah zu betonen und hervorzuheben, wurde von Israel Regardie auf Tonbandaufnahmen beeindruckend demonstriert. Die Vokale a,e,i,o,u waren und sind in der praktischen Kabbalah heilig. Im hebräischen Alphabet sind die Vokale nur durch Punkte über und unter den Konsonanten angedeutet.


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