Von den Geistern der Natur
Unsere Ahnen wußten genau, daß es um uns herum nichtmenschliche, intelligente Wesen gibt. Sie gaben ihnen viele Namen: Wichtel, Heinzelmännchen, Kobolde, Trolle, Irrlichter, Zwerge und Elfen, um nur einige der Bekannteren aufzuzählen. Wir schamanisch Praktizierenden als Wanderer zwischen den Welten begegnen diesen Geistern früher oder später und lernen sie kennen. Nach altem keltischen Denken sind die Dämmerung und der Nebel Zeitpunkte, zu denen Geister gut wahrgenommen werden können.
Der Begriff Zwielicht, welchen ich für die Geisterwelt übernommen habe, bringt diesem Moment der Dämmerung die entsprechende gebührende Aufmerksamkeit entgegen. In bestimmten Nächten im Jahr ist die Grenze zur anderen Wirklichkeit sehr durchlässig, zum Beispiel die Rauhnächte oder die Freinacht. Viele schöne Erlebnisse stehen dem bevor, der sich mit diesen Geistern beschäftigt und ihre Nähe sucht. Es gibt jedoch einige Regeln im Umgang mit diesen Wesen, die beachtet werden sollten, um es sich nicht mit den Geistern der Natur zu verscherzen oder um sich vor ihren Streichen zu schützen.
Um mit den Naturgeistern Kontakt aufzunehmen, müssen Sie sich mehrerer Dinge bewußt sein. Zum einen sind alle Märchen aus der Sicht von Nicht-Schamanen erzählt worden. Viele Geschehnisse in ihnen können durch die Unwissenheit im Umgang mit der Geisterwelt erklärt werden. Zum anderen sollten Sie Folgendes beachten: Naturgeister sind oft sehr alte Wesen. Sie waren schon vor uns da und werden uns lange überleben. Sie mit lästigen Alltagsproblemen zu behelligen sollte vermieden werden. Menschen leben gerade mal ein paar Jahrzehnte. Manche Naturgeister haben seit vielen hundert Jahren keinen Kontakt mehr mit Menschen gehabt und sind daher nicht gerade erpicht, über die persönlichen Probleme ihres neuen Kontaktes zu erfahren. Viel besser ist es, zuerst einmal freundlich zu sein und die Geister zuerst zu fragen, worüber sie mit uns reden wollen.
Sie laden, wenn sie freundlich und offenherzig sind, gelegentlich zu Banketts oder Festessen ein - für einen schamanisch Erfahrenen bedeutet das keinerlei Gefahr, im Gegenteil, es kann Heilung bringen und Erkenntnis. Gutgemeinte Scherze und Streiche gehören beim Geistervolk quasi zum guten Ton. Daher ist es falsch, beleidigt zu sein oder ungehalten darauf zu reagieren. Vielleicht wollen die Geister Sie nur auf ihre eigenen Schwächen hinweisen. Es ist immer gut, kleine Opfergaben für die Geister bereitzuhalten oder regelmäßig zu geben: Ein Schälchen Milch oder ein paar Körner Getreide, eine Handvoll Mehl oder etwas Alkohol oder Wasser in die Richtungen zu Ehren der Geister verspritzen, Räucherung, Kleingeld. Geisterorte wie Hexenringe niemals ohne Ehrerbietung und kleines Opfer betreten. Warum Elfen und Feen gelegentlich menschliche Lebensenergie benötigen, kann ich nicht beantworten. Es kann sein, daß Sie nach einem Besuch beim Elfenvolk des Nachts von einem Liebespartner besucht werden, mit dem sie nicht gerechnet haben! Sie fügen keinen Schaden zu und hinterlassen typische Feengeschenke: Schnee, Nebel und so weiter.
Ich werde immer wieder gefragt, wie ich es mache, sie mit bloßem Auge zu sehen. Um ehrlich zu sein, ich mache gar nichts. Die Geister lassen sich einfach von mir wahrnehmen, in wechselnder Intensität. Sogar in einer Stadt nehme ich sie wahr - dann sind es meistens Luftgeister, die sich in Wolken manifestieren, oder vereinzelte Baumgeister. Schamanen und Kinder können viel leichter Ungewöhnliches sehen und wahrnehmen, der Blick für das Besondere und Magische in der Natur ist bei ihnen (noch) nicht (mehr) durch die materiell orientierte Erziehung verstellt. Ein Zwerg äußerte einmal mir gegenüber: "Die heutigen Menschen wollen uns (die Zwerge - also die Geister) nicht wahrnehmen." Geister sind normalerweise sehr gut getarnt und nur schwer auszumachen, selbst wenn Sie bewußt nach ihnen suchen. Zudem können sie schlagartig unsichtbar werden und sich dem Blick entziehen.
Es gibt eine ganze Menge verschiedener Geister in der Natur. Einige, die mir besonders häufig begegnen, möchte ich nun vorstellen. Es ist also keine vollständige Auflistung, sondern nur eine persönliche Auswahl davon. Über das Aussehen kann ich eigentlich nur grobe Regeln aufstellen. Begegnen sie Ihnen menschenähnlich, dann tragen sie meistens einen Hut, eine Art Kappe oder Mäntel. Die Haut kann jede Farbe besitzen und auch die Körpergröße ist verschieden. Viele Geister sind in irgendeiner Form von der Norm abweichend, was körperliche Merkmale angeht.
Pflanzengeister
Jede Pflanze besitzt einen eigenen Geist. Das Aussehen dieser Geister ist immer an die jeweilige Pflanze angelehnt und häufig nur entfernt menschenähnlich. Es gibt einige sehr starke Pflanzengeister: Mandragora zum Beispiel, die man rufen kann, um die Wilde Jagd durchzuführen, oder der Geist der Belladonna. Pflanzengeister können viel über geheimes Kräuterwissen vermitteln und sind eine Fundgrube für Kräuterkundige. Ein Pflanzengeist (von einer Akelei) erzählte mir, es mache ihm nichts aus, von mir gepflückt zu werden, da er in den vielen anderen Teilen von Akelei natürlich auch noch lebe. Beim Kräutersammeln kann der Kontakt zu den Kräutergeistern wertvolle Dienste bei der Auswahl der richtigen und wirksamsten Pflanzen sein. Von expliziten Anweisungen, diesen Kontakt zu vertiefen, sehe ich bewußt ab. Es liegt in der Hand der Pflanzengeister, die für Sie passenden Wege aufzuzeigen, dieses zu bewerkstelligen.
Baumgeister
Bäume beherbergen oft sehr alte Geister. Als langlebigste Spezies auf unserem Planeten können Bäume tausende von Jahren alt werden. Baumgeister denken in anderen Dimensionen und sehen unseren Besuch eher als kurze Abwechslung. Starke Baumgeister strahlen eine fast greifbare Aura aus, meistens freundlich-ruhig, manchmal aber auch abweisend und feindlich dem Menschen gegenüber. Diese Charakterbäume beherbergen alte und sehr weise Geister. Es kann durchaus längere Zeit dauern, bis ein alter Baumgeist tatsächlich Notiz von Ihrer Gegenwart nimmt. Wenn Sie mit einem alten Baumgeist arbeiten wollen, müssen Sie ihn sehr häufig, in regelmäßigen Zeitperioden, besuchen und bereisen. Der Geist kann Sie dann oft überhaupt erst wahrnehmen. Hunderte von Jahre alte Bäume denken nicht in Tagen sondern in Jahren oder sogar Jahrzehnten! Baumgeister zeigen sich gerne als ein Gesicht in der Baumrinde, die Baumkrone als Haar, manche Zweige scheinen Arme zu sein und die Wurzeln erinnern an Füße. Interessant ist, daß in der Kräuterkunde der Mensch als "umgekehrter Baum" betrachtet wird: mit den Wurzeln im Himmel und den Blättern in der Erde. Baum und Mensch sind ein sich ergänzender Kreislauf. Baumgeister können, wenn sie kooperativ sind, sehr starke Verbündete sein.
Flußgeister
In der heutigen Zeit, in der es fast keinen Flußlauf gibt, der nicht irgendwie gestaut, begradigt oder anderweitig manipuliert wurde, lassen sich nur noch selten Flußgeister sehen. In Quellgebieten und an Bächen jedoch können Sie noch viele Flußgeister finden. Sie sind verspielte Zeitgenossen und gleichen den Elfen aus den Legenden. Es gibt allerdings auch eine Menge Flußgeister, die eher den Drachen zugeordnet werden können, wie es in China normal ist. Größere Flüsse beherbergen natürlich auch noch Geister, selbst wenn der Fluß sehr viele Eingriffe des Menschen ertragen muß. Diese Geister sind oft froh um jede schamanische Aufmerksamkeit, die ihnen von unserer Seite zukommt. Einmal wurde ich gefragt, warum denn ein Flußgeist nichts gegen die Eingriffe der Menschen unternimmt. Da ein Fluß sehr viele Jahrtausende alt werden kann, ist die Antwort denkbar: Einen Flußgeist juckt es kaum, wenn einmal eine Talsperre eingerichtet, oder ein großer Stausee angelegt wird. Solche Dämme wurden auch schon auf natürliche Weise dem Flußlauf in den Weg gelegt. Irgendwann gibt diese Barriere nach. Der Fluß bleibt immer Sieger, auch wenn er noch so verpestet wird.
Luftgeister
Wolken sind der bevorzugte Ort, an dem sich diese Geister aufhalten. Die legendären, kleinen Sylphen sind jedoch ganz andere Geister. Luftgeister manifestieren sich in Wolken und können sehr groß werden. Sie sind kaum an Menschen interessiert. Die Donnerwesen - ich nenne sie gerne Donnervögel, ein indianischer Begriff - bilden da jedoch eine Ausnahme in mancher Hinsicht. Mir ist bei längerer Beobachtung aufgefallen, daß sich diese Geister >stationär an einem Ort in der Luft aufhalten können und Wolken, die in diesem Gebiet hindurchziehen, mit ihrer Gestalt versehen - die sich zwar stark ändern kann, aber thematisch immer ähnlich bleibt.
Zwerge und Erdgeister
Im Gebirge treffe ich häufig auf diese Geister. Sie zeigen sich, gelegentlich minutenlang, und beobachten mich oder erscheinen in Träumen und zeigen mir ihre Schätze. Dieses Volk kann in der Größe zwischen ganz klein und fast so groß wie ein Berg variieren. Es ist schon ein seltsames Gefühl, auf der Nase eines Erdgeistes zu stehen. Erdgeister sind schweigsame Zeitgenossen. Knorrige und kompakte Gesichter und ein stämmiger Körperbau sind typisch für sie. Beachten Sie, daß es einen "Fuß" des Berges gibt! In den Höhlen dieser Zwerge kann man die Schätze der Erde bewundern: Riesige Kristallhöhlen schillernd im eigenen Licht. Habgier von unserer Seite jedoch führt bei diesen Geistern im besten Fall unweigerlich zum Kontaktabbruch.
Irrlichter
Davon gibt es im Wald sehr viele. Immer wenn ich in der Nacht in den Wald gehe, kann ich sie wahrnehmen. Oft jedoch nur aus den Augenwinkeln, wie die "Gnietschies" in Alan Dean Fosters Bannsängerzyklus. Diesen Lichtern zu folgen bedeutet unweigerlich das Verirren im Wald. Auch gibt es Waldstücke, in denen es weniger Irrlichter gibt. Manchmal kann ich kleine sylphenartige Geister mit einer winzigen Laterne wahrnehmen, die durch die Luft schwirren. Oder sie reiten auf Glühwürmchen. Sie haben viel Spaß dabei und meinen es eigentlich nicht böse. Einmal ging ich an einen Kraftplatz und konnte Mitte Oktober (!) hunderte von Glühwürmchen auf dem Boden leuchten sehen. Ich traute mich kaum einen Schritt irgendwohin zu machen, aus Angst, eines zu zertreten. Die Geister treffen sich an solchen Orten gerne und ich beobachtete ein solches Treffen.
Elfen und Feen
Das kleine Volk ist Objekt vieler Erzählungen. Menschen kamen und kommen immer wieder mit ihnen in Berührung. Wenn ich Kontakt zu diesen Geistern suche, lasse ich mich von Kondor zu ihnen führen. Sie können an alten Kraftplätzen, auf Drachenlinien oder im Wald angetroffen werden. Natürlich auch an praktisch jedem anderen Ort, außer in menschlichen Ansiedlungen. Sie sehen ganz so aus, wie man sich eine Elfe oder eine Fee vorstellt. Irrlichter sind eigentlich eine Untergruppe der Feen. Während Feen sehr klein sein können, sind Elfen durchaus auch menschengroß oder größer. Sie sehen durchwegs äußerst anziehend aus und sind sehr lebensfroh.
Kobolde und Hausgeister
Davon gibt es eine ganze Reihe verschiedener Arten. Wenn Gegenstände verschwinden und Tage später an einem gänzlich unerwarteten Ort wieder auftauchen, ist das ein sicheres Zeichen für die Anwesenheit von Hausgeistern. Meistens verschwinden Sicherheitsnadeln, Kugelschreiber oder andere kleine Dinge, aber auch Kreditkarten oder Personalausweise. Diese Geister können sehr hilfreich sein, aber auch ziemlich lästig werden. Die berühmten Heinzelmännchen sind eher angenehme Zeitgenossen, während Ampferwichtl sich über den Weinvorrat im Keller hermachen können. Manche Ampferwichtel, so stellt sich ab und zu heraus, sind sehr materielle Zeitgenossen und als Menschen getarnt. Unangenehmere Zeitgenossen sind Poltergeister, die sich oft als die Seelen Verstorbener oder auch als beleidigte Naturgeister herausstellen. Wie man mit dieser Art Geister umgeht, darüber schreibe ich in der schamanischen Thanatologie mehr.
Berggeister
Sie sind schwieriger zu fassen als die meisten "kleineren" Geister - weil sie sehr viele verschiedene Gestalten annehmen können. Es gibt Berggeister, die einer ganzen Region ihren Stempel aufdrücken und aus großer Entfernung immer zu sehen sind. Meistens tauchen in den Flurnamen der Region Hinweise auf diesen Berggeist auf. Ein Beispiel ist ein Berg in Vorarlberg, der wie die Profilansicht eines indianischen Kopfes aussieht. Man kann ihn noch einige Kilometer weit weg sehen. Wenn Berggeister aktiv werden, sind die Bewohner im Hochland nur selten begeistert davon, denn Berggeistern werden neben Gewittern und Hagelschlägen auch Erdbeben zugeschrieben, Trockenperioden und Erdrutsche. Wem es gelungen ist, einen Berggeist zu beleidigen, der kann durchaus das restliche Leben damit zubringen, ihn wieder wohlgesonnen zu stimmen. Oft ist der Tod die Folge einer solchen Handlung. Sie erscheinen gerne auch verkörpert als mächtige Tiere der Gebirge, in denen sie leben: Als Steinadler, Andenkondor, als Steinbock. Prinzipiell aber ist die Erscheinungsform des Berggeistes nicht eingrenzbar, er kann auch als vollkommen unauffällige Pflanze oder Tier erscheinen, oder als Mensch.
Einige Individuen, die besonderes Augenmerk verdienen
Zuerst wäre da der Adel der Elfen. Der berühmteste König wird Oberon genannt. Es heißt, ein Fluch wurde über ihn verhängt, so daß er zeitlebens zwergenwüchsig bleiben müsse. Der Meister des Waldes ist ein sehr eigenes Wesen. Sein Aussehen variiert zwischen wandelndem Misthaufen und einem großgewachsenen Mann mit einem Hirschgeweih. Pro Wald gibt es einen Hüter des Waldes, den man um Erlaubnis fragen sollte, ob man den Wald überhaupt betreten dürfe. Es gibt da noch ein altes Weib am Ufer des Flußes. In einer schamanischen Reise kann man ihr begegnen und darum bitten, einen Geas zu erhalten (eine Aufgabe für eine bestimmte Zeit). Unerfüllbare Geas müssen nicht unbedingt angenommen werden. Angenommene Geas müssen aber eingehalten werden. Beispielsweise kann ein Geas lauten: Schenke jedem Klienten einen kleinen Bergkristall, oder ein anderer: Für ein Jahr und einen Tag übe dich täglich in der schamanischen Reise. An Quellen kann man Quellgeistern begegnen, die den besonderen Ort hüten. Baumherren sind extrem machtvolle Baumgeister, die in außergewöhnlichen Bäumen hausen. Ihre Ausstrahlung kann so stark sein, daß man automatisch einen weiten Bogen um sie herum macht, wenn sie menschenfeindlich eingestellt sind oder ihre Ruhe haben wollen. Sie stehen solitär mitten in einem ansonsten normalen Waldstück, meistens tiefer im Wald und nicht am Rande.
Ihnen wird aufgefallen sein, daß einige der hier aufgelisteten Geister mehr oder weniger identisch mit besonderen Naturereignissen sind. In der heutigen eher trockenen, naturwissenschaftlich geprägten Weltsicht ist diese Haltung überholt und wird dem Aberglauben zugerechnet. Da Sie aber schamanisch aktiv sind, wird Ihnen auffallen, daß alles in der Natur auf seine jeweils spezifische Weise belebt ist und seine Rolle auf der Erde spielt. Ich gehe bewußt nicht auf stellare oder interstellare Geister und Wesenheiten ein. Sie haben - bis auf die Sonne - glücklicherweise keinen direkten Einfluß auf unser Leben auf der Erde. Sie sind trotzdem vorhanden und ansprechbar. Doch muß Ihnen dabei klar sein, daß Sie für ein Lebewesen, wie es beispielsweise die Sonne ist, nicht einmal eine Ameise sind. Bestenfalls ein kleinerer Mikroorganismus. Das vernichtende, chaotische und heiße Nuklearfeuer, das täglich aufgeht und uns Licht und Wärme spendet, ist für die Entstehung und Erhaltung des Lebens auf der Erde unglaublich wichtig, aber nur deswegen positiv wirkend, weil die Erde weit genug von der Sonne entfernt, ihre Bahn durch die Leere des Raumes zieht. Der uns am nächsten gelegene Geist dieser Ordnungen ist die Erde selbst, die als Mutter Natur personifiziert wird, Gaia. Es ist schon interessant, wie stark emotional wir diesen Geist zu betrachten beginnen. Unsere organischen Körper sind Teil des riesigen Organismus Erde, der uns nährt und uns wieder zu sich nimmt, wenn die homöostatischen Funktionen des Organismus versagen und die Mortalsynkope stattfindet. Mutter Natur betrachtet den Menschen nicht unbedingt als erhaltenswert. Das dürfte ihnen klar werden, wenn Sie mit ihren kleineren Vertretern zu tun bekommen, die ich weiter oben bereits beschrieben habe: Vulkane, Meere, Gebirgsketten, Stürme und dergleichen.
Besondere Orte
Bleiben wir also besser bei den uns etwas näheren Naturgeistern. Der Umgang mit ihnen ist weniger gefährlich und sie reagieren eher einmal positiver als ihre großen Brüder und Schwestern. Besonders leicht kann die Anderswelt in den Hexenkreisen erreicht werden: Pilzringe, die im Laufe der Entwicklung des Mycels des Pilzes immer größer werden.
Von der Geomantie her können an Orten, an denen Naturgeister leben oder heimisch sind, manchmal extrem hohe Werte an KB (Kilobovis) gemessen werden. Die Fußpunkte dieser Naturwesen können Werte bis weit über 20 KB aufweisen. Angebliche Werte von 900 KB oder mehr halte ich für echte Meßfehler. Der höchste Wert, den ich kenne, liegt bei 28 KB - und an diesem Ort kann sich niemand lange aufhalten. Es ist der Fußpunkt eines Quellgeistes. Boviseinheiten können mit dem Pendel oder der Wünschelrute gemessen werden. Die Herkunft des Namens Bovis ist umstritten. Angeblich war er Physiker, lebte von 1871 bis 1946. Er soll eine Skala von 0 bis 10.000 angelegt haben, um die radiästhethische Strahlung zu bemessen. Der Boviswert ist wissenschaftlich nicht anerkannt und kann durch Wünschelruten, Pendel oder Tensoren ermittelt werden. Der neutrale Boviswert liegt bei 6.500 BE. Diese Boviseinheiten geben den Gehalt an Vitalkraft in einem Gegenstand oder einem Ort an. Nun, ich habe den Eindruck, diese Einheiten wurden von einem Menschen entwickelt, der große Zahlen liebte. Ich bin jedenfalls noch keinem Rutengänger begegnet, der z.B. von 8227 BE gesprochen hat. Durch meine Bequemlichkeit bin ich zu KB - also Kilobovis - übergegangen.
Nicht alle Naturgeister sind uns automatisch wohlgesonnen. Manche sind sogar regelrecht darauf aus, uns hinters Licht zu führen oder einen Streich zu spielen. Das ist bitte nicht falsch zu verstehen: Nie kommt man dabei wirklich ernstlich zu Schaden. Streiche sind eben Streiche und keine gefährlichen Attentate auf Leben und Gesundheit. Schnee in den Schuhen, Kugelschreiber die verschwinden usw. usf. sind so etwa das Niveau der Hauskobolde, auch Alp-Träume. Es gibt mehrere (traditionelle) Wege, sich vor üblen Streichen oder allzu lästigen Geistern zu schützen. Besonders in der Nacht können diese Schutzmaßnahmen wirksame Verteidigung sein. Das Brauchtum im Süden Deutschlands hat einige dieser Schutzmethoden heute noch erhalten. Die Krampusläufe, Perchten und andere Bräuche, dienen vorwiegend dazu, die bösen Geister auszutreiben. Dabei werden furchterregende Maskierungen verwendet und nicht selten ein Höllenlärm durch Glocken erzeugt. Einerseits wurden dadurch in der Tat die bösen Geister verjagt, andererseits werden damit heute durchaus auch die zartbesaiteten Zugereisten verschreckt, die es nicht gewohnt sind, solche Bräuche hautnah zu erleben. Jemand, der mit Kuhglocken, dem Hahn auf dem Misthaufen oder der Kirchenglocke im Dorf nicht auskommt, sollte aus den ländlicheren Regionen Bayerns fortziehen. Hier also einige der traditionelleren "Schutzmaßnahmen", wie sie sie auf dem Land gelegentlich noch finden können:
Kleidung mit der Innenseite nach außen tragen (siehe unten)
Glocken und Schellen (Lärm im allgemeinen, auch Radio und TV)
Eisennagel im Kraftbeutel oder in einem Durchgang
Offene Schere über einem Kindsbett
Brot, laufendes Wasser, Salz, Vogelbeeren, Johanniskraut
Ein Hufeisen mit der offenen Seite nach oben (Sleipnir läßt grüßen)
Schuhe vor dem Bett mit den Spitzen vom Bett fortweisend
Ein Socken unter dem Bett (vertreibt nicht nur Geister ...)
Ein Pentagramm (altbekannt)
In freier Natur, meistens in der Nacht, hat es sich bewährt, den Geistern ein X für ein U vorzumachen: Das Wenden der Kleidung (der Jacke) verwirrt die Geister und sie lassen von einem ab. Ihre Streiche beziehen sich meistens auf unseren Orientierungssinn und können ziemlich nervend sein: Stundenlanges Herumirren im Wald oder in unübersichtlichen Straßenlabyrinthen. Einige Menschen, die auf dem Weg waren mich zu besuchen, wurden bereits mit dieser Eigenheit konfrontiert. Sie fanden nicht zu mir und irrten buchstäblich stundenlang einen Steinwurf weit von mir entfernt im Nachbardorf oder in der Stadt herum. Erst ein Anruf bei mir oder ein emotionaler Ausbruch oder dergleichen sorgte für die Lösung dieser Situation.
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