Die modernen Geister
Es gibt Geister und Kräfte, die sehr eng mit dem Menschen verbunden sind. Dabei erwächst eine grundsätzliche Frage: Existierten diese Geister bereits, bevor es Menschen gab oder beispielsweise jemand ein belebtes Objekt erschaffen hat? Eine allgemeingültige Antwort wird nicht möglich sein. Nicht alles, was uns im Zwielicht begegnet, ist auf dem ersten Blick logisch und nachvollziehbar. Ich habe für die eindeutig moderneren Geister eine eigene Liste erstellt: Im Gegensatz zu den Naturgeistern finden sich diese Geister eher in Städten oder im Internet. Auch wenn es Sie zuerst irritieren wird, daß ich Geister auf diese Weise unterteile, wird diese Unterteilung sofort verständlich, wenn wir die Geister betrachten, die ich als "Moderne Geister" verstehe.
Stadtgeister
Die ältesten bekannten archäologischen Funde einer befestigten Anlage reichen zurück bis ca. 8000 vor der christlichen Zeitrechnung - die offizielle Archäologie tut sich immer noch schwer, anzunehmen, daß es auch Bauten gibt, die weitaus älter als 10.000 Jahre sind. Bei der ägyptischen Sphinx wird mittlerweile von einem Alter weit über 14.000 Jahren ausgegangen. Stadtgeister sind für gewöhnlich jünger. Ich betrachte jede Stadt als sehr starken Kraftort. Viele Städte entstanden um heilige Plätze herum und in alten Stadtgebieten stehen Kirchen meistens auf alten keltischen Anlagen. Radiästhetisch und archäologisch läßt sich dies ohne weiteres nachweisen. Viele Menschen leben dort und beleben mit ihrer Anwesenheit eine Art Stadtseele. Jede Stadt besitzt eine eigene Stadtseele, die immer einen einzigartigen Charakter hat. Äußerlich läßt sich das am Stadtbild, demographischen Daten, der geographischen Lage und der historischen Entwicklung ohne Schwierigkeiten ablesen. Innerlich ist es eine Art Lebensgefühl, das in jeder Stadt einzigartig ist. Wenn Sie nichts mit dieser Aussage anfangen können, machen Sie einen Test: Bereisen Sie Städte wie Augsburg, Ulm, Frankfurt oder Kassel, bleiben Sie dort jeweils ein paar Tage und lassen die Atmosphäre auf sich wirken. Dörfer oder kleinere Ansiedlungen besitzen deswegen aber nicht unbedingt einen schwächeren Genius Loci. Natürlich läßt sich dieser Geist kontaktieren. Je nach Stadt erscheint er verschieden, ist aber immer sehr stark. Dieser Geist erfordert von neu hinzugezogenen Einwohnern immer auch eine gewisse Anpassung. Städte erscheinen von oben betrachtet wie gigantische Krebsgeschwüre, die sich immer weiter ausbreiten. Selbst die Lebensadern einer Stadt (Straßen) und die energetische Versorgung (Menschen, Autos) sind prinzipiell zerstörerisch. Naturgeister sind eher selten in Städten zu finden, sehr wohl aber moderne Geister in der Natur. In Dörfern findet sich der Fußpunkt dieser Geister in der Regel in der Wirtschaft, also der Dorfkneipe und nicht in der Kirche. Jeder, der sich mit dem Dorfleben beschäftigt oder selbst in einer intakten Dorfstruktur lebt, wird wissen, warum das so sein muß.
Künstlich erzeugte Geistwesen
Das klingt befremdend. Die Trommel zum Beispiel ist ein künstlich erzeugter Gegenstand und doch wohnt in ihr ein Trommelgeist. Kein Schamane wird dies bestreiten. Es ist noch nicht allgemein bekannt, daß nicht nur in schamanischen Hilfsmitteln Geister wohnen. Mancher Autobesitzer jedoch wird sofort bestätigen - wenn auch schmunzelnd - daß sein Auto lebt. Alle Gegenstände, die häufig benutzt werden, entwickeln eine Art Persönlichkeit. Autos, Radios, Computer (ziemlich stark sogar), Heizungen und so weiter. Die Persönlichkeit ist zwar nicht stark ausgeprägt, kann aber erspürt werden. Alte Gebäude können ebenso eine Persönlichkeit entwickeln. Das alles klingt etwas schizophren, ist aber nicht so. Das Haus fängt deshalb nicht an durch den Heizkörper zu reden oder dergleichen. Es ist eine Art Gefühl, das sich aufdrängt, wenn man in ein solches Gebäude geht. Besonders erwähnenswert finde ich den Spinnengeist des Internets. Der ist wahrlich einen Besuch wert! Diese Spinne ist ein gewachsener, künstlicher Geist, der durch die täglichen Aktivitäten der Menschen, die das Internet benutzen, ständig stärker aufgeladen wird.
Poltergeister
Mit den oben erwähnten Geistern haben Poltergeister überhaupt nichts gemeinsam. Zwei Faktoren sind notwendig, daß ein Poltergeistphänomen auftaucht. Zum einen muß die Persönlichkeit irgendeines Bewohners extrovertiert veranlagt sein, so daß innere Spannungen nach außen projiziert werden. Zum anderen muß natürlich eine kritische, aufwühlende Situation vorhanden sein, die diese starke Reaktion hervorruft. An diese auslösenden Faktoren hängen sich dann gerne Reste bioenergetischer Felder obsessiver Abspaltungen Verstorbener oder noch lebender Personen. In der schamanischen Reise können sie dann den Geist sehen, der die günstigen Bedingungen ausnutzt. Durch Psychopompostätigkeit, Raumbannung und/oder schamanische Sitzungen ist es möglich, eine Lösung herbeizuführen. Selten ist ein Persönlichkeitsfragment eines Verstorbenen oder anderen Geistes von sich aus stark genug, um solche Phänomene zu erzeugen. Ein lebender Energieabstrahler ist für solche Geister wie Licht für die Motten. Eine wirksame Methode, Gebäude von Polterwesen zu befreien, ist eine Renovierung mit Verputzung. Körperlose, die selbst ein starkes Energiefeld ihr eigen nennen, sind ohne diese lebenden Abstrahler dazu in der Lage, diese Ereignisse auszulösen. Stärkere Phänomene sind dabei Materialisationen, Versetzungen oder auch andere telekinetische Ereignisse, wie herumfliegende Gegenstände.
Schichtgeister
Für einen gewissen Zündstoff hat meine Behauptung geführt, es gäbe Schichtgeister. Soziale Schichten sind oft stark voneinander abgegrenzt. Schamanische Reisen zu den einzelnen sozialen Schichten können sehr aufschlußreich sein. Beispielsweise die Obdachlosenschicht. Ich nenne den Geist der Obdachlosen gerne "Sandlerkönig" und er repräsentiert den Penner-an-sich. Für jede Sozialschicht läßt sich so ein Geist finden. Bergwerksarbeiter, Krankenpflegepersonal, Ärzte, Rechtsanwälte etc. In schamanischer Arbeit kann aus diesen Geistern eher begrenzt Nutzen gezogen werden. Rollenkonflikte können aber erkannt werden.
Plutonische Geister
In diese Kategorie stelle ich sämtliche Geister, die seit Mitte der 30er Jahre in unser Leben traten und es grundlegend veränderten. Seit der Entdeckung des Planeten Pluto schwingt plutonische Kraft unterschwellig in der westlichen Gesellschaft. Allen voran sind die Geister der Kernkraft, der Mikroelektronik und der Geist des Fortschritts zu erwähnen. Plutonische Geister sind immer zweischneidig. Einerseits sind sie ein großer Nutzen, andererseits aber gefährliche Gegner des Lebens. Von den planetaren Geistern sind die plutonischen am menschenfernsten und unverständlichsten. Sie zu rufen und mit ihnen umzugehen ist immer gefährlich. In plutonischen Geistern steckt die Urgewalt der Transformation an sich. Der Spinnengeist des Internet ist für den Leser eine Alltäglichkeit geworden. Das Internet birgt stark transformatorische Tendenzen in sich und es gibt nicht wenige Stimmen, die das WWW als Ausgangspunkt für spirituelle Transformation des gesamten Planeten betrachten - wohin uns das auch immer führen mag. Der plutonische Geist der Kernkraft kann einerseits zur Gewinnung von Energie benutzt werden, doch das Plutonium kann ebenso zur Herstellung thermonuklearer Sprengköpfe verwendet werden. Geister der plutonischen Art manifestieren sich innerhalb der Technik und haben durchaus starkes Potential, Menschen zu binden und damit mehr Kraft zu erhalten.
Der Geist des Geldes
Was auch für alle anderen erwähnten Geister zählt, gilt gerade auch für diesen Geist. Ihm muß man Zeit, Geld und Energie opfern, ihn respektieren und verehren, um ihn sich gewogen zu machen. Es gibt vom Geld besessene Menschen und Menschen, die der Geldgeist meidet. Mißachten und erniedrigen Sie Geld, erreichen Sie nur, daß der Geldgeist Sie ignoriert. Geld ist in unserer Gesellschaft mehr denn je notwendig geworden. Alternativmodelle funktionieren nur in kleinem Rahmen. Die Macht des Geldes ist sehr stark geworden. Um mehr Geld anzuziehen, könnten Sie einen 500 € Schein einrahmen und an die Wand hängen. Das ist richtig viel Geld und zieht auch seinesgleichen an - das alte Prinzip: Gleiches zu Gleichem gesellt sich gern. Etwas billiger funktioniert es auch mit dem Glückscent, den man niemals ausgibt und immer im Geldbeutel aufbewahrt - oder im Kraftbeutel. Geister nehmen auch Geld als Opfer an, dabei muß es sich aber nicht unbedingt um echtes Geld handeln. Spielgeld tut es da auch, oder Geistergeld, wie es in asiatischen Ländern und auch in Südamerika üblich ist.
Drogengeister
Hier sind die Geister Nikotin, Heroin, Koffein, Alkohol, Kokain und Haschisch die prominentesten. Drogenabhängige zeigen Verhaltensmuster von Besessenen, wenn auch auf ihre jeweilige Droge bezogen. Der Drogengeist sucht sich Menschen mit starkem Seelenverlust oder unausgeglichenem Lebenswandel und nistet sich bei ihnen ein. Natürlich gibt es auch positive Anwendungen der Drogengeister. Vom Geist des Pilzes oder der Liane geritten, kann der Schamane lange Seelenflüge unternehmen und tief in die Struktur des Universums blicken. Dabei wird der Geist des Pilzes, beispielsweise, in speziellen Ritualen verehrt und gewogen gemacht. Diese Rituale fehlen in der heutigen modernen Gesellschaft völlig, daher kommt es auch zu starkem Suchtverhalten. Die Drogen sind nicht mehr heilig, sondern werden weltlich genutzt. Die Geister werden erniedrigt und ziehen daraus die Konsequenzen, die uns allen bekannt sind. Wird ein solcher Pflanzengeist noch im richtigen Rahmen benutzt, so wird dieser Geist zu einer Meisterpflanze, einem wichtigen Verbündeten, bei vielen Stammeskulturen. Ich benutze nur deswegen den Begriff Drogengeister, um die Degeneration des Umgangs mit diesen Geistern klarer hervorzuheben. An sich ist der Begriff "Droge" nur ein technischer Begriff für eine Substanz, die aus natürlichen, belebten oder unbelebten Teilen der Natur hergestellt wird, um beispielsweise zu Heilungszwecken eingenommen zu werden.
Sie haben jetzt einen groben Überblick über die wichtigeren Geister und Instanzen des Zwielichts von mir vermittelt bekommen. Es ist natürlich klar, daß es nur eine kleine Auswahl sein kann. In den verschiedenen Traditionen überschneiden sich hier auch die Gottesbegriffe, beispielsweise wird in Hawaii der Vulkangeist als Göttin verehrt. In Teneriffa war der Vulkangeist des Teide bei den Guanchen ein furchterregender Dämon, obwohl er mir als freundlicher, aber heftiger Drache begegnet.
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