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Atavistisches Exerzitium

    Zur Durchführung dieses Exerzitiums ist es von Vorteil, sich zuerst einen Überblick über die Evolutionsgeschichte der Erde zu verschaffen. Danach erstellen Sie sich einen individuellen Pfad verschiedener Tiere oder Pflanzen bis hin zum Menschen. Dabei sollten ein oder mehrere Tiere in jeder Epoche berücksichtigt werden. So können Sie Verbindung mit längst ausgestorbenen Tierarten aufbauen und neue Verbündete hinzu gewinnen. Diese Technik ähnelt in gewisser Weise dem Tiertanz, nur daß eben eine bestimmte Reihenfolge durchgearbeitet wird. Je weiter zurück Sie gehen, desto ausgefallener werden die tierischen Aspekte, die für unsere Gesundheit und unsere schamanischen Fähigkeiten interessant sind. Einzeller sind unsterblich, es gibt Wesen, die weder Tier noch Pflanze sind oder sich von Schwefel ernähren. Es gibt alte, ausgestorbene Tiere, die Dinosaurier, die unglaublich stark waren und Meerestiere, die zunächst am Land lebten: der Wal. Ein Krafttier zu haben, das an Land lebt und ein Wal ist - hört sich verrückt an, oder nicht? Es muß nicht auf Abstammung geachtet werden, wohl aber auf den Grad der Verwandschaft. Ein Vogelatavismus tritt logischerweise zeitgeschichtlich früher für Shemsu-horuns auf, da sich Vögel sehr früh von unserem eigenen Evolutionsstrang fortentwickelt haben. Da über die tatsächliche Evolutionsgeschichte noch sehr viele Lücken in unserer Information herrschen, kann man sich auch urtümliche Tiere selbst zusammenbasteln (kennt jemand die Elefantenvögel aus Madagaskar, die vor über 100 Jahren ausstarben, und über 7 Meter Spannweite hatten - daher übrigens der Name!).

    Ist der Pfad zusammengestellt, beginnen Sie in einem regelmäßigem Tempo die Regression durchzuführen. Die erwählten Tiere werden der Reihe nach invoziert. Die Pausen dazwischen damit genutzt, sich dem jeweiligen Tier voll bewußt zu werden. Erst wenn der Atavismus voll erspürt werden kann, darf weitergeschritten werden. Sind Sie dann endlich in der Ursuppe angekommen, geht der Weg langsam wieder nach vorne. Dieses Exerzitium kann sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.

    Inspirierend können Sie H.P. Lovecrafts "The Ancestor" heranziehen. Musikalisch kann von modernen zu immer einfacheren Klängen geschritten werden. Die Umkehr des Exerzitiums sollten Sie, müssen Sie aber nicht durchführen. Natürlich können Sie auch einfach so irgendein Tier aus unserer Entwicklungsgeschichte tanzen, um so den Tiergeist kennenzulernen. Das vorgeschlagene Exerzitium ist auch nichts weiter als eine Möglichkeit, sich mit unseren uralten Ahnen auseinanderzusetzen. Was der ganzen Arbeit durchaus noch einiges an Intensität verleihen kann ist die Durchführung der Trance in der Natur. Dabei sollten Sie jedoch nicht unbedingt alleine sein, da es durchaus zu gefährlichen Situationen kommen kann, wenn Sie beispielsweise als Vogelatavismus auf eine Stange klettern, weil Sie nun Flugübungen machen wollen, oder der Amphib, den Sie verkörpern, ziemlich giftige Pflanzen als Nahrung für sich bestimmt hat. Im Prinzip ähnelt diese Trance der Tiertrance beim Tiertanz. Der Unterschied liegt darin, daß die Tierart, die invoziert wird, zunächst einmal keinen besonderen Stellenwert in der eigenen Kosmologie und der eigenen schamanischen Arbeit besitzt. Das kann sich im Nachhinein natürlich auch ändern.

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