Home

Danksagungen

Das Kondorforum

Publikationen

Seminare

Links

Simurghs Schwingen

Über Mich

Literaturhinweise

Der Flug des Kondors

Schamanentum

Henochiana

Angelologie

Remote Viewing

Drachenkunde

Der Andenkondor

Der Feuervogel

Runenkunde

Lounge

Allgemeines

Die Praxis

Die Sitzung

Weiteres

Huna

Sibirisches Schamanentum

 

Die Tracht

Divination

Die Sitzung

Extraktion

Seelenverlust

Thanatologie

Ahnen

Opferung

 



Die Ahnen

    Wir alle besitzen Vorfahren. Die nächstliegenden davon sind unsere körperlichen Eltern. In allen traditionellen schamanischen Kulturen sind die Ahnen daher wesentliche und nicht selten die wichtigsten Verbündeten des Schamanen. Im heutigen Schamanentum, das in Europa praktiziert wird, fällt auf, daß die Ahnen kaum Beachtung finden. Die übermäßige Gewichtung der Tiergeister im Gegensatz zur kaum vorhandenen Beachtung, die den Ahnen geschenkt wird, läßt Rückschlüsse auf die entwurzelte Situation vieler Menschen zu, die sich der Spiritualität und dem Schamanentum hinwenden. In einer Familie, in der es keinerlei familiären Zusammenhalt mehr gibt, sind Ahnen auch nicht mehr bewußt relevant. Sie werden oft einfach ignoriert, weil die eigenen Erfahrungen im verkorksten Elternhaus nicht gerade dazu animieren, sich mit den eigenen Ahnen näher zu beschäftigen. Die Situation ist alarmierend und erschreckend hinter Deutschlands Türen. Als mehr oder weniger harmlose Folge davon ist der Schwerpunkt in der Praxis nur selten bei den Ahnen, sondern vielmehr bei Engeln, Krafttieren und ähnlichen Wesen. Die Verdrängung der eigenen Ahnenkette und Geschichte ist allerdings kein besonders brauchbarer und gangbarer Weg, wenn sie es mit dem praktischen Schamanentum wirklich ernst meinen und Sie der Ansicht sind, berufen zu sein.

    Innerhalb der schamanischen Arbeit, jenseits von geführten Phantasiereisen und Hochglanzseminaren kommt jedoch sehr schnell das Thema der Ahnen in das Bewußtsein des schamanisch Interessierten. Wie gehen Sie selbst mit ihren Ahnen um? Eine Frage, die Sie sich im Stillen beantworten können. Das Folgende beleuchtet die Ahnen und die Vorfahren aus meiner schamanischen Sicht. Ohne unsere Ahnen wären wir nicht hier. Verfolgen wir unsere Ahnenkette weit in die Vergangenheit, so stellen wir schnell fest, daß der Familienstammbaum nach spätestens zwei Generationen recht unübersichtlich wird. Immer mehr Seitenzweige und Urahnen tauchen darin auf. Soweit es überhaupt noch verfolgt werden kann, stellt sich bald heraus, daß wir das Produkt der gesammelten Anstrengungen vieler hunderter Ahnen sind. Rechnen wir unsere Ahnenkette hoch, dann wird sehr schnell offensichtlich, daß wir alle unweigerlich miteinander verwandt sein müssen. Genetische Forschungsprojekte versuchen derzeit, Lebenszeit und Ort unseres Stammahnen zu finden. Eines ist, soweit ich informiert bin, dabei herausgekommen: Unser Stammvorfahr ist eine Frau und stammt aus Afrika. Alle unsere Genfingerabdrücke haben einen Teil ihres Erbgutes gemeinsam. Gehen wir noch weiter in der Evolutionsgeschichte zurück, stellen wir fest, daß wir mit allem Leben auf der Erde verwandt sind, bis hin zum primitivsten Einzeller. Dieses Wissen besaßen die Schamanen und die alten Völker, ohne daß sie etwas von Erbgut oder Darwin wußten. Sie entwickelten ein Bewußtsein, das voller Achtung gegenüber den Verwandten war und noch ist. Abgesehen von romantisierenden Überzeugungen, die über den edlen Wilden in unseren Köpfen immer noch kursieren, ist uns davon erst durch die wachsende Akzeptanz des Schamanentums in der westlichen Kultur wieder ein Weg eröffnet worden, dieses Bewußtsein für uns zu entdecken.

    Wir haben also verschiedene Arten von Ahnen. Zum einen haben wir unsere familiären Vorfahren, die Teil unserer Familie sind. Dann haben wir, gehen wir weiter zurück, natürlich die Tiere und die Pflanzenwelt als Verwandte. In schamanischer Trance kann mit den Tieren und den Pflanzen gesprochen werden. Im traditionellen Schamanismus konnten in alten Zeiten alle Menschen mit den Tieren sprechen. Erst in späteren Zeitaltern ging diese Fähigkeit verloren, bis nur noch der Schamane dazu in der Lage war. In dieser Zeit leben wir jetzt. Neben biologischen Ahnen können wir noch Ahnen besitzen, die aus der Geisterwelt stammen und nie in der alltäglichen Realität gelebt haben. Das können dann Fabelwesen, Tiere, Feen, mythische Stammväter oder andere Geister sein. Unsere Märchen sind voll von Beispielen von Feen, die mit Menschen eine Beziehung eingingen. Je nachdem, welche Ahnenkette überwiegt, können unsere Vorlieben gelagert sein. Sind es mehr die Ahnen im Zwielicht, tendieren wir eher dazu, uns mit den Dingen des Zwielichts zu beschäftigen. Ist es umgekehrt, liegt unser Interesse mehr im Diesseits.

    Ich bin von der Inkarnation als Phänomen überzeugt. Allerdings schränke ich das einerseits ein, andererseits weite ich den Begriff gegenüber dem eher unreflektierten Gebrauch in der Esoterik aus. Die Einschränkung besteht darin, daß ich weder der Meinung bin, wirklich jedes Wesen muß ineinander übergehend inkarnieren - wie es im indischen Gedanken mit der Verknüpfung des Schuldkomplexes Karma geschehen ist. In Indien ist Karma keineswegs auf den reinen Schuldkomplex zu reduzieren, obwohl es von den Brahmanen eingeführt wurde, um ihre Machtposition in der indischen Gesellschaft zu festigen. Der Schwerpunkt der Schuld ist typisch für die europäische Rezeption des indischen Karmabegriffes. Vielmehr gehe ich davon aus, daß eine Menge der Wesen oder Menschen nur einmal inkarnieren, um hinterher wieder in den großen energetischen Kreislauf zurückgeführt zu werden. Ich erweitere den Inkarnationsbegriff durch zwei Gedanken: Einerseits dadurch, daß es keine lineare Zeitenfolge der Inkarnationen geben kann, da es im Jenseits keinerlei Zeitbegriff nach unserem empirischen Standard gibt und andererseits dadurch, daß wirklich sehr viele verschiedene Wesenheiten in einem menschlichen Körper inkarnieren können - nicht nur menschliche Seelen, sondern auch Götter, Fabelwesen, Tiere usw. Sie werden infolgedessen kaum von mir den Begriff der Re-Inkarnation lesen, denn er setzt einen linearen Zeitablauf in der Geisterwelt voraus.

    Es gibt in meinem Denken also zwei Formen von Ahnenketten: Die biologische und die spirituelle. Die biologische Ahnenreihe kann im Stammbaum nachgesehen werden und bezieht sich ausschließlich auf die genetische Erbfolge. Während die biologische Ahnenreihe immer eindeutig ist, kann die spirituelle Ahnenreihe zwei Wege gehen. Einerseits gibt es viele Menschen, bei denen die biologische Ahnenreihe identisch ist mit der spirituellen Ahnenreihe. In abgelegenen Regionen ist das häufig der Fall. Und dann kann es sein, daß die spirituelle Ahnenreihe vollkommen verschieden von der biologischen ist und sie sich nur in einer Person überschneidet. Die spirituelle Ahnenreihe kennt keinerlei Grenzen und kann auch sehr eigenwillige Ausformungen annehmen.

    In den Mythen kann man immer wieder Erzählungen und Spuren des Stammvaters finden, auf den sich alle Mitglieder eines Stammes zurückführen lassen. Dieser Stammvater war nicht notwendigerweise eine real existierende Persönlichkeit, sondern ein Wesen, das in der Geisterwelt sein Zuhause hat oder dort sein Zelt (Tipi, Yurte, Iglu, Hochhaus) aufgeschlagen hat. Gerade im haitianischen Voodoo kann beobachtet werden, daß Ahnen zuerst gelebt haben und nach ihrem Tod irgendwann als Loas in einem Service auftauchen und nach Verehrung verlangen. Versäumt man die Verehrung der Ahnen, kann das zu schwerwiegenden Strafen und Konsequenzen führen - im Voodoo. Bei uns taucht dieses Thema in der Regel erst dann auf, wenn innerhalb der eigenen Ahnenkette Probleme weitervererbt werden.

    Es gibt in manchen Familien regelrechte Flüche, die als solche zwar nicht erkennbar sind, die aber einen Unglücksstern über den Familienmitgliedern scheinen lassen. Anzeichen davon sind beispielsweise ungewöhnlich viele Selbstmorde oder immer dieselbe Krankheit wie Diabetes oder Herzinfarkt. Diese spirituellen Schwierigkeiten lassen sich schamanisch oder in der realen Wirklichkeit oft weit zurückverfolgen und wurzeln in den dunkelsten Seiten unserer Seele. Vergewaltigung, Mord und Totschlag, Krieg, Seuchen, Unterdrückung und Elend, ganz zu schweigen von Kindesmißbrauch und anderen schwerwiegenden Ereignissen können dazu führen, daß die Nachkommen des Täters oder des Opfers solange dazu gezwungen werden, Krankheit und Elend zu erfahren, bis die Erblast aufgelöst wird. Diese Erblasten können auch weitaus weniger spektakulär sein und sich versteckter äußern. Dabei kann das Ereignis, das die Katastrophe auslöste, oft nur in der schamanischen Reise aufgefunden werden. Die Nachfahren sind dazu gezwungen, sich länger mit ihren ungelösten Problemen auseinanderzusetzen, bis diese eine Lösung erfahren. Das kann viele Generationen andauern.

    In der schamanischen Reise kann durch den Schamanen diese Erblast erkannt und in langsamen Schritten bereinigt werden. Dabei müssen andere Familienmitglieder nicht unbedingt von diesen Arbeiten Kenntnis haben. Oft reicht es, wenn ein Familienmitglied innerhalb einer Trommelgruppe sitzt, sich mit der Problematik auseinandersetzt und mit Hilfe der Gruppe und seiner eigenen Verbündeten die alten Lasten aufarbeitet. Dabei sind durchaus mehrere Sitzungen notwendig, in denen das aktive Familienmitglied langsam und im individuellen Tempo Heilung findet. In der schamanischen Reise kann, um herauszufinden, ob das Problem des Klienten in der Ahnenkette liegt, speziell danach gefragt werden. Diese Arbeit kann die Heilung der Ahnen mit einschließen. Die Ursache des Übels zu heilen, hat allerdings noch nicht die Auswirkung, daß alle Folgen des ursprünglichen Problems automatisch mit beseitigt werden. Die Kombination mit Familienaufstellungen nach Hellinger soll nach meinen Informationen sehr fruchtbar sein, solange es kompetent geschieht.

    Wenn Sie selbst mit ihren Ahnen in Kontakt treten wollen, überprüfen Sie zunächst ihre Intention. Den Ahnen muß unbedingt mit Respekt begegnet werden, und ein Nicht-loslassen-können von lieben Verwandten, die bereits gestorben sind, nutzt ihnen und ihren Ahnen nichts, sondern schadet nur. Dann ist es erst notwendig, daß Sie ihre Ahnen ziehen lassen können, bevor Sie mit ihnen fruchtbar arbeiten können. Die emotionale Verbindung, die zu manchen Verstorbenen besteht, kann sehr stark sein. So stark, daß der Verstorbene nicht in das Totenreich hinüberwechseln kann. Er schwebt in einem Zwischenzustand und kann in der Astral- und in der schamanischen Reise gesehen werden. Viele Poltergeister und Geistererscheinungen lassen sich auf so eine Bindung zurückführen. Schamanisch gesehen muß die Bindung unterbrochen und der Tote ins Jenseits geleitet werden. In der Alltagswelt kann ein Anzeichen für ein Verhaftetsein ein übertriebenes Festhalten an allem, was dem Verstorbenen gehörte, sein.

    Ahnen können uns vieles erzählen. Wir können uns Informationen geben lassen über altes Wissen, Orte oder anderes Wissen, das verloren gegangen ist. In der alten Nekromantie werden die Toten um Rat befragt. Wir können durch eine schamanische Reise die Toten (unsere Ahnen) um Rat in allen möglichen Angelegenheiten befragen. Eine Reise an den Ort im Zwielicht, an dem unsere Ahnen leben, kann uns selbst viel Aufschluß über unseren eigenen Ursprung geben. Die Reise in das Land der Toten sollte allerdings nur innerhalb erfahrener Gruppen durchgeführt werden, die entsprechende Routine darin besitzen. Der Reisende könnte den Wunsch haben, für immer dort zu bleiben. Dagegen müssen Vorkehrungen getroffen werden - außer es ist eine Person, die ohnehin dem Tod geweiht ist durch Krankheit oder Alter. Unsere Ahnen freuen sich, wenn wir sie besuchen. Sie erhalten in der Regel nur wenig Aufmerksamkeit. Eine schamanische Reise dorthin verspricht also auf jeden Fall viel Freude. Sie können ihre Ahnen darum bitten, in Träumen Kontakt mit ihnen aufzunehmen, wenn Sie schamanisch einen guten Kontakt hergestellt haben. Oft tun dies ihre Ahnen sowieso schon. Die Arbeit mit den Toten und dem Totenreich zeigt ihnen sehr praktisch die Unsterblichkeit der Seele. Die Ahnen erscheinen nicht unbedingt in der Gestalt, die ihrem Alter entspräche. Fragen Sie ihre Ahnen einmal, wie hoch ihr jeweiliges Alter ist und wann sie gelebt haben.

    Im weitesten Sinne mit der Ahnenarbeit verknüpft ist die Arbeit mit den Familiengeistern. Das Familientotem kann besucht werden, um über schicksalhafte Begebenheiten Auskunft zu erhalten. Dieses Klantotem, wie es auch genannt wird, kann speziell verehrt und um Beistand gebeten werden. So kann für die Familie ein spezieller Wächter angerufen oder in einer Reise gesucht werden. Klangeister können neben unseren Ahnen auch dazu befragt werden, wie Bestattungsriten auszuführen sind. Vielleicht ist es angebracht, eine kleine Nische für die Familienahnen zu bereiten, und ihnen zu bestimmten Zeiten (Allerheiligen, Totensonntag), Opfergaben zu machen.


Datenschutzerklärung - Copyright, Impressum und Kontakt