Eine Erklärung zu den Kondorfedern
Im Laufe der Zeit, seit ich im Internet offen über den Kondortanz und meinen Bezug zum Engel Kondor schreibe, habe ich so einige Reaktionen darauf miterleben dürfen, oder müssen? Das hat mich dazu bewogen, diesen kleinen Text zu verfassen, um das eine oder andere deutlich klarzustellen.
Die peinlichste Reaktion ist, daß einem Leser oder Besucher meiner Website nicht klar ist, daß es sich um echte Kondorfedern handelt, die man auf den Aufnahmen sehen kann. Manche Leute glauben tatsächlich, es seien irgendwie behandelte oder gefärbte Federn eines anderen Vogels wie dem Truthahn oder der Gans oder sogar Photomontagen oder Photobearbeitungen mit den einschlägigen Graphikbearbeitungsprogrammen. Die Vorstellung oder Annahme, ich könnte wirklich eine derart hohe Anzahl echter Federn besitzen, kommt diesen Menschen nicht in den Sinn. Ich kann durchaus verstehen, daß man eine Kondorfeder als solche nicht erkennen kann - weil dieser Neuweltgeier so selten geworden ist und hier in Europa ersteinmal nicht heimisch ist und damit nur in ein paar zoologischen Instituten oder Falknereien bewundert werden kann. Da ich einer der wenigen Menschen bin, die sich mit Kondorfedern sehr gut auskennen, teile ich dieses Wissen hier sehr gerne, um zukünftige Mißverständnisse vermeiden zu helfen.
In der Aufnahme auf der linken Seite können Sie je zwei Armschwingen (oder auch Wannenfedern) von jeder Seite des Andenkondors sehen. Als Größenvergleich dazu habe ich eine Stoßfeder des Steinadlers in die Mitte gelegt. Die längeren schwarzen Armschwingen des Kondors sind eher Übergangsfedern zu den Handschwingen (Schwungfedern) als echte Armschwingen. Die Armschwingen sind typischerweise zweifarbig, wie sehen können. Der weiße Anteil der Fahne nimmt langsam zu, je näher die Feder dem Körper ist.
Die weißen Armschwingen des Kondors sind in der Aufnahme auf der rechten Seite zu sehen, damit Sie die Unterschiede zwischen den Handschwingen erkennen können. Diese besonderen Federn sind sehr selten. Die kleineren Federn sind ebenso Armschwingen. Sie werden Handschwingen der zweiten Generation genannt und sind verwandt mit den Konturfedern.
Die Armschwingen (oder Schwungfedern) in der Aufnahme auf der linken Seite sind stark gebogen. Trotzdem kann man auf dem Bild die Größe abschätzen. Die längste Armschwinge hat eine Länge von etwa einem Meter. Ich habe eine sehr lange und eine der kürzesten Handschwingen für diese Aufnahme ausgewählt. Die Steinadlerfeder erscheint dagegen recht klein. Wegen ihrer Stabilität und Größ werden diese Federn von Aeronautikern gelegentlich für Windkanaltests verwendet. In den Anden wurden aus den Schäften auch Panflöten gefertigt.
Hier können Sie unterschiedliche Federarten im Bild auf der rechten Seite sehen. Die drei größeren, schwarzen Federn sind Schwanzfedern (Stoßfedern) des Andenkondors. Die zentrale, symmetrische Feder des Schwanzes habe ich neben die Steinadlerfeder gelegt, damit Sie den direkten Vergleich sehen. Links sehen Sie eine Daunenfeder des Kondors. Die beiden sehr kleinen Federn sind Konturfedern. Die längliche, spitz zulaufende Feder unten ist eine sogenannte Meske. Sie ist der "Daumen" des Kondors (pro Seite besitzt der Andenkondor drei solcher Federn).
Eine der Armschwingen habe ich aus der Nähe photographiert. Hier können Sie gut die charakteristische Zeichnung des Schaftes erkennen. Den seidigen Glanz der Feder kann man hier leider nur erahnen. In den Aufnahmen des Kondortanzes vom Juli 2009 können Sie diesen Glanz weitaus besser erkennen.
Dieselbe Feder von der anderen Seite. Kondorfedern sind sehr weich in ihrer Textur und besitzen auf dieser Seite sehr empfindliche Härchen, die den silbrigen Schimmer verursachen. Die hier gezeigten Federn sind - außer die Steinadlerfeder - allesamt im Federschmuck verarbeitet und wurden abgelichtet, als ich den Federschmuck auseinandergenommen habe, um ihn zu reparieren.
Eine weitere kuriose Resonanz ist, daß ich Anfragen erhalte woher ich meine Federn erhalten habe oder ob ich nicht selbst welche verkaufen würde. Diesen Menschen ist anscheinend nicht klar, daß der Andenkondor vom Aussterben bedroht ist und im CITES Anhang I aufgelistet ist. Hier in Deutschland ist der Besitz von Kondorfedern streng durch die EU-Bescheinigung behördlich reglementiert: Ohne eine solche gültige Originalbescheinigung über den Ursprung ist der Besitz dieser Federn illegal. Alle meine Kondorfedern sind durch wenige Sammelbescheinigungen, teils mit photographischem Nachweis, dokumentiert und in ihrem Ursprung belegt. Die Ausgliederung einer einzelnen Feder würde sehr viel Zeit und Aufwand bedeuten, da sie aus diesen Bescheinigungen ausgegliedert werden muß und (anders als bei Adlerfeder) es nicht möglich ist, dies durch eine formlose Erklärung zu bewerkstelligen. Es ist selbstredend, daß fast alle Federn auch im Federschmuck oder meinen Fächern verarbeitet sind. Den Menschen, die mich um Kondorfedern angehen, ist es offensichtlich nicht bewußt, daß ich weder meinen Federschmuck noch einen Fächer zerstören würde, nur weil mal eben eine Kondorfeder her muß. An sich sind solche Anfragen respektlos und eine Frechheit, wenn man sich diese Konsequenz dabei klarmacht.
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