"Janua Magica Reserata" und Huna
Soweit ich informiert bin, ist es bisher nicht gelungen, Spuren des Huna zweifelsfrei in der europäischen Überlieferung zu finden. Die Analysen Max Longs sind auf die Texte der Bibel beschränkt und konzentrieren sich auf eine längst vergangene Zeit. Ob es eine Überlieferung des Geheimnisses in irgendeiner praktizierten Form gegeben hat, konnte Long mit seinen Quellen und Unterlagen nicht entdecken. Dadurch ist das Folgende eine echte Neuentdeckung, die mir das Autorenduo Skinner und Rankine durch ihre Herausgabe alter Quelltexte der Zeremonialmagie ermöglichte. In ihrem zweiten Band - "The Keys to the Gateways of Magic: Summoning the Solomonic Archangels and Demon Princes", der eine vollständige kritische Edition des "Janua Magica Reserata" Dr. Rudds beinhaltet, entdeckte ich bei der Lektüre des in kompliziertem viktorianischen Englisch verfaßten Werkes eine Textpassage, die eindeutig belegt, daß die Dreiteilung des Selbstes ein wesentlicher Bestandteil der magischen Theorie und Praxis jener Zeit darstellte. Da es eine bisher einmalige Textquelle ist, sehe ich es als angebracht an, die entsprechende Passage sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache wiederzugeben.
Die Werke der zeremoniellen Magie jener Zeit beinhalteten meistens eine sehr lange Rechtfertigung und Einbettung in christlich dogmatische Konstrukte, um das magische Handwerk gegenüber sich selbst und natürlich der Inquisition und den kirchlichen Instanzen als ein gottesfürchtiges Werk darzustellen. Um das zu verstehen, müssen sie sich vergegenwärtigen, daß die Ausübung von Magie zu jener Zeit lebensgefährlich war und nicht selten den Tod durch den Scheiterhaufen nach sich zog. Allerdings waren jene Magier auch in der Tat gottesfürchtige und tiefgläubige Menschen, die in ihrem Glauben dem Dogma der Kirche eklatant widersprachen. Es war also keinesfalls rein taktischer Natur, sondern spiegelte auch das Glaubenssystem jener Menschen wieder.
There are three things placed in man, thus distinguished according to their respective division, parts & qualities.
The Supreme, The Lowest (and) The Middle.
The Supreme, is that Divine thing which is Called the mind, or the superior portion or Illuminated Intellect, also calleth it the breath of Life (that is) Breath from God, or his spirit inspired into us.
The Lowest, is the sensitive soul, which is also called an Image, Saint Paul nameth it the Animal Man.
The Middle is the rational spirit, knitting & tying together, both extremes, (that is) the Animal Soul with the mind, savouring of the nature of both extremes, yet it differeth from the Illuminated Intellect, the mind light & supreme portion, it differeth also from the Animal Soul, from the which the apostle teacheth us, that we ought to separate it by the power of the word of God, saying the word of God is Lively & powerful, more penetrating than a two edged sword, piercing even to the dividing of the soul & spirit
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Der menschliche Geist ist in drei voneinander verschiedene Teile unterteilt.
Das Höchste, das Niederste und das Mittlere.
Das Höchste ist jener göttliche Teil, der Geist, höchster Anteil oder erleuchteter Verstand genannt wird. Er wird auch der Atem des Lebens genannt, welches der Atem Gottes ist, oder sein Geist, der in uns gepflanzt wurde.
Das Niederste ist die empfindende Seele, die auch Abbild genannt wird. Der heilige Paulus nannte es den "Tiermenschen".
Das Mittlere ist der rationale Geist, der beide Extreme - also die Tierseele und den höchsten Geist - miteinander verbinden kann. Der rationale Geist hat Anklänge an beide Extreme und doch unterscheidet er sich vom erleuchteten Verstand, dem Geist und dem göttlichen Anteil und der Tierseele. Der Apostel lehrt uns, daß wir es durch die Macht von Gottes Wort unterscheiden sollen, indem er sagt, das Wort Gottes ist lebendig und mächtig. Durchdringender als ein zweischneidiges Schwert trennt es zwischen der Seele und dem Geist.
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"The Keys to the Gateways of Magic: Summoning the Solomonic Archangels and Demon Princes", London, 2005 - Seite 44f. Die Übersetzung stammt von mir selbst und ist dem modernen Sprachgebrauch angepaßt.
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